Die sieben Arten in Vergessenheit zu geraten : Beispiele aus der Sportgeschichte

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Autor:Krüger, Arnd
Erschienen in:Vergessen, verdrängt, abgelehnt : zur Geschichte der Ausgrenzung im Sport ; Tagungsbericht der 10. Hoayer Tagung zur Sportgeschichte vom 10. bis 12. Oktober 2008
Veröffentlicht:Münster: Lit-Verl. (Verlag), 2009, S. 4-16, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201104003692
Quelle:BISp

Abstract

Verf. befasst sich im vorliegenden Beitrag mit den Mechanismen des öffentlichen und kollektiven Vergessens. Dafür werden sieben Arten des Vergessens aus Sicht der Sporthistoriographie systematisch vorgestellt und mit sportwissenschaftiche Beispielen gefüllt. 1. Damnatio memoriae: Die ursprüngliche Form der damnatio memoriae gibt es bereits seit dem römischen Strafrecht. Es gab die Verurteilung, aus dem Gedächtnis getilgt zu werden, d.h. es sollten alle Bilder, Inschriften und Überlieferungen zerstört werden. Im Sport konnte man z.B. sehen, dass in der ehemaligen DDR alle Republikflüchtigen aus den Bestenlisten gelöscht wurden. 2. Vorgeschriebenes Vergessen: Historisch ist das vorgeschriebene Vergessen im Zusammenhang mit der (staatlich) verordneten Aussöhnung zu sehen. So wurde am Ende des Dreißigjährigen Krieges festgehalten, dass das auf beiden Seiten geschehene Unrecht zu vergessen sei, um einen dauerhaften Frieden zum gegenseitigen Nutzen sicherzustellen. 3. Vergessen als Grundlage für neue Chance und Identität: Migranten in typischen Einwanderernationen lösen sich häufig zunächst von den Ursprüngen ihrer alten Heimat ab, um sich ganz mit der neuen zu identifizieren. 4. Strukturelle Amnesie: Langfristig werden nur die Erinnerungen gepflegt, die zu der jeweiligen Zeit wichtig erschienen. 5. Vergessen durch ein Zuviel an gespeicherter Information: Was in Archiven, in Datenpools abgelegt wird, kann durch die schiere Menge an dort gespeicherter Information in Vergessenheit geraten. 6. Vergessen als geplantes Veraltern: Zu den Prinzipien der Konsumgesellschaft gehört es, dass Konsumgüter immer schneller veraltern und nur mit erheblichen finanziellem Aufwand weiter verwendbar sind. 7. Vergessen als verschämtes Schweigen: Gräueltaten in Kriegen zeigen beispielsweise, wie einzelne Vorkommnisse in der nationalen Erinnerung lange Zeit ausgeblendet werden. Zimek