Drittmittel-Projekte im Gesundheitssport: Interview mit Prof. Dr. Klaus Bös, Sprecher der dvs-Kommission Gesundheit, Universität Karlsruhe

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Bös, Klaus; Woll, Alexander
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:6 (1999), 1 (Drittmittelforschung & -förderung), S. 12-15
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201011009087
Quelle:BISp

Abstract

Bös zufolge sind Drittmittelprojekte aus dem sportwissenschaftlichen Hochschulalltag nicht mehr wegzudenken. Angesichts der äußerst schmalen Ausstattung an Personalmitteln stellen Drittmittel oder Promotionsstipendien für viele ambitionierte Doktoranden die einzige Möglichkeit dar, sich über einen gewissen Zeitraum zu finanzieren und gleichzeitig zu promovieren. Da auf absehbare Zeit nicht zu erwarten ist, dass sich die kontinuierlichen Personalmittel an den Universitäten erhöhen werden und die Anzahl der Promotionswilligen eher noch weiter zunehmen wird, ist davon auszugehen, dass Drittmittelprojekte für den Qualifizierungsprozess in der Sportwissenschaft eine noch größere Bedeutung bekommen werden. Hinzu kommt, dass der Wettbewerbsgedanke immer mehr in die Hochschulen einzieht. Schon jetzt werden viele Universitätsetats z. T. erfolgsorientiert ausgeschüttet. Das bedeutet, dass auch die Zuweisung von Universitätsgeldern vom Erfolg bei der Akquise von Drittmitteln abhängt. Sehr positive Erfahrungen hat Verf. in der Zusammenarbeit mit Ministerien gemacht. In diesem Bereich ist es zwar sehr schwierig, Projektideen zu realisieren und oftmals sind lange Vorlaufzeiten in Kauf zu nehmen. Wenn sich ein Ministerium jedoch dann zu einem Projekt entschlossen hat, ist in den meisten Fällen auch die Kontinuität zum einen in der Unterstützung und zum anderen in den Projektzielen gewährleistet. Während für den Leistungssport ein Großteil der Förderung über das BISp läuft, gibt es im Bereich des Freizeit- und Gesundheitssports nicht „den Ansprechpartner“. In diesem Feld ist folglich ein hohes Maß an Kreativität gefragt, sich entsprechende Ressourcen zu erschließen. Bis zur Reform der Paragraphen 20 des SGB V spielten die Krankenkassen als Projektträger zur Evaluation von bewegungsbezogenen Maßnahmen der Gesundheitsförderung eine wichtige Rolle. Neben Ministerien, Sportverbänden, Stiftungen, Berufsgenossenschaften und Landesvereinigungen für Gesundheitserziehung kommt auch der klassische Weg über die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) in Frage. Die DFG fördert in erster Linie grundlagenorientierte Fragestellungen. Immer mehr Bedeutung bekommen auch die europäischen Forschungsmittel. Hier sind es vor allem die Bereiche „healthy aging“, „public health“ und „human ressources“ die für sportwissenschaftliche Projekte in Frage kommen. Die Seriosität eines Auftraggebers von Drittmittelprojekten zeigt sich Verf. zufolge u. a. darin, inwieweit er die wissenschaftliche Unabhängigkeit unangetastet lässt und damit auch potentiell negative Ergebnisse in Kauf nimmt. Unbestritten ist, dass es für den einzelnen Forscher und insbesondere für Nachwuchswissenschaftler nicht einfach ist, diese Seriosität abzuschätzen. In diesem Punkt kommt den betreuenden Hochschullehrern und Projektleitern eine wichtige Rolle zu. Er muss in seine Betreuungsaufgaben auch den Schutz vor zu starker Einflussnahme von außen als auch von internem Druck zur Produktion von „positiven Ergebnissen“ einbeziehen. Das heißt im Klartext ein klares „Nein“ zu Projekten, bei denen die Rahmenbedingungen und die eigene Unabhängigkeit unklar sind. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)