„Drittmittel“ – mehr Segen als Sorgen – große Chancen mit kontrollierbaren Gefahren

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Rütten, Alfred
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:6 (1999), 1 (Drittmittelforschung & -förderung), S. 4-6
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201011009085
Quelle:BISp

Abstract

Obwohl mit Drittmittelforschung Sorgen und Gefahren verbunden sein können, überwiegen die positiven Erfahrungen Verf. zufolge eindeutig. Die notwendigen Abstimmungen mit externen Auftraggebern wie Kommunen oder Wirtschaftsunternehmen bringen frischen Wind in den wissenschaftlichen Elfenbeinturm. Mit zusätzlichen Anforderungen, die nicht nur auf wissenschaftliche Qualität, sondern auch auf Management- und Vermittlungsqualitäten abzielen, können sich Leistungsvermögen und -Verantwortungsbewusstsein entwickeln. Das heißt, dass gerade am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere „die Zwänge“ von Drittmittelforschung Selbständigkeit und Professionalität fördern können. Zwar wird man bei der Sportsoziologie zunächst vergleichsweise wenig Drittmittel erwarten, aber für eine anwendungsorientierte Sportsoziologie gibt es eine Reihe anderer Möglichkeiten. Verf. selbst hat langjährige Erfahrungen mit der kommunalen Drittmittelförderung, bei der es vor allem um die Entwicklung der empirischen Grundlagen von Sportentwicklungsplanungen geht. Hier ergibt sich gegenwärtig gerade aufgrund von „Haushaltszwängen“ in den Kommunen die Notwendigkeit, die Sportentwicklungsplanung, speziell auch die Sportstättenentwicklung, nach Kriterien der Effektivität und Effizienz auszurichten. Damit wächst die Nachfrage, nach Bedarfs- und Nutzeranalysen, Betreibermodellen und Managementkonzepten. Trotz der Novellierung des § 20 in Deutschland erscheint Forschung über „Sport und Gesundheit“ aufgrund der international steigenden Bedeutung von körperlicher Aktivität für die öffentliche Gesundheitspflege (Public Health) als Drittmittelquelle nach wie vor relevant. Allerdings sollte man auch hier nur wenig vom Sportsystem selbst erwarten. Auch die Krankenkassen halten sich derzeit noch bedeckt. Im EU-Kontext gibt es dagegen viel Bewegung hinsichtlich neuer Förderprogramme für Public Health, die auch für Gesundheitssportforschung nutzbar sind. Allerdings ist die Repräsentanz des deutschen Sports und der Sportwissenschaft auf dem EU-Parkett eher randständig. Andere Länder, wie Großbritannien, Finnland oder die Niederlande, sind ganz anders organisiert, machen gezielte Lobbyarbeit, bauen Netzwerke auf und erhalten z. T. durch eigene Büros vor Ort in Brüssel wichtige Tipps darüber, in welchem Programm welcher Antrag derzeit wohl am erfolgreichsten ist. Hat man einmal den Zuschlag für eine EU-Förderung, erscheint die weitere Abwicklung zwar bürokratisch, aber durchaus bewältigbar. Außerdem steigt mit dem sich verbessernden Durchblick durch den Dschungel der EU-Förderprogramme und -regularien sowie durch die internationale. Vernetzung im Rahmen eines durchgeführten Projektes auch die Erfolgsaussicht für einen neuen Antrag. Trotz der kritischen Bedenken, die man der „Forschung in Dienste der Auftraggeber“ entgegenbringen könnte, ist es Verf. zufolge entscheidend, dass diese Form der Forschung nicht aus der universitären Wissenschaft herausgedrängt wird und Jeder im Schatten des Elfenbeinturms seine private Beraterfirma aufmacht und Sportwissenschaft „verkauft“. Eine wissenschaftlich kontrollierte Drittmittelforschung kann dagegen wesentlich zur Sicherstellung der Qualität beitragen, die viele Auftraggeber erwarten. Durch eine bessere Integration angewandter Forschung kann andererseits Verf. zufolge hoffentlich verhindert werden, dass die Sportwissenschaft im unterirdischen Elfenbeinbau das 21. Jahrhundert verschläft. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)