Akteure der "Professionalisierung" : Manager, Präsidenten, Oligarchen und die Ökonomie des Fußballs

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Bibliographische Detailangaben
Autor:König, Thomas
Erschienen in:Arena der Männlichkeit : über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht
Veröffentlicht:Frankfurt a.M.: Campus-Verl. (Verlag), 2006, S. 173-193, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200912007789
Quelle:BISp

Abstract

Der Selfmade-Milliardär Frank Stronach beschloss 1998, „den österreichischen Fußball wieder stark zu machen“. In den folgenden Jahren, bis zu seinem Rückzug im November 2005, übte er nicht nur die Funktion des Präsidenten der Österreichischen Bundesliga aus, sondern war auch Mäzen der meisten Fußballklubs der Liga; allein in seinen Stammklub Wiener Austria investierte er bis 2003 25 Mio. Euro. Bemerkenswert an Stronachs Engagement ist nicht so sehr seine notorische Erfolglosigkeit als vielmehr, dass seine Aktivitäten von Anfang an mit dem Argument begründete, dass die Zukunft des österreichischen Fußballs nur Professionalisierung auf allen Ebenen bedeuten könnte. Dieses Argument ist insofern ernst zu nehmen, als es für den Anspruch steht, der heute die politische Ökonomie des Fußballs prägt. Mit der politischen Ökonomie des Fußballs ist Verf. zufolge die gesellschaftliche Geltungskraft gemeint, die vom Fußballfeld ausgeht. Sie umfasst die Analyse des Fußballfeldes selbst – seiner Ratio, seiner eigenen Logik, seiner Verbundenheit mit der Gesellschaft, aber auch die Inkorporation dieser Aspekte durch die Akteure. Analysen über die Akteure der Fußballökonomie fehlen bis heute. Vor diesem Hintergrund skizziert Verf. zunächst aktuelle Entwicklungen der Fußballökonomie. Dann werden analytische Kriterien anhand neuerer Diskussionen zu Männlichkeitstheorien gewonnen, um letztlich die explorative Untersuchung ausgewählter Akteursgruppen der Fußballökonomie durchführen zu können. Aus der Analyse lassen sich die idealtypischen Akteure wie folgt herausarbeiten: 1. Der gewinnorientierte Unternehmer, 2. der fußballferne Manager, 3. der rationale Exprofifußballer, 4. der machtbewusste Präsident, 5. der neoliberale Mäzen. Im Fazit gelangt Verf. zur Schlussfolgerung, dass sowohl in der FIFA als auch im Profiklubfußball verschiedene Männlichkeitsformen entlang der geforderten „Professionalisierung“ entstehen. Augenscheinlich evoziert die Umsetzung dieses Anspruchs aber neben den tatsächlich „professionalisierten“ Männlichkeiten auch prekäre Formen. Darin liegt Verf. zufolge eine eigentümliche Dialektik, die die politische Ökonomie des Fußballs insgesamt affiziert. Frank Stronachs Engagement zeigt exemplarisch, wie sowohl Anspruch der „Professionalisierung“ als auch teures Investment schief gehen können. „Daher ist auch die Annahme zulässig, dass die Ökonomisierung die Grenzen erreichen wird, die in den ‚professionalisierten’ Männlichkeiten bereits angelegt sind. Versprechen auf ‚besseren’ Fußball ist das aber ebenso wenig wie auf eine bessere Welt.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)