Gefangen zwischen Kommerz und nationaler Politik? Der Aufstieg des Fußballs in Ostasien als Resultat globaler, nationaler und lokaler Prozesse

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Manzenreiter, Wolfram; Horne, John
Erschienen in:Das Spiel mit dem Fußball : Interessen, Projektionen und Vereinnahmungen
Veröffentlicht:Essen: Klartext-Verl. (Verlag), 2007, S. 263-279, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200912007699
Quelle:BISp

Abstract

Der Beitrag erklärt, warum sich der Fußball in Ostasien erst zum Ende des 20. Jahrhunderts etablierte, obwohl er in Fernost bereits seit mehr als einem Jahrhundert bekannt ist. Bei der Betrachtung dieser Frage wird von der Annahme ausgegangen, „dass die explodierende Popularität des Fußballs in der Region mit der weltweit höchsten Bevölkerungszunahme [...] ein deutliches Anzeichen ist für die erfolgreiche Integration der ostasiatischen Fußballperipherie in globale Warenmärkte sowie für veränderte Konsumbeziehungen in Bereichen, in denen Fußball vorher so gut wie nicht existent war. Analysiert werden die aufgeworfenen Leitfragen im Hinblick auf die globale Dimension (Volkswirtschaft), die nationalen Bestrebungen (Politik) und die lokalen Voraussetzungen (Gesellschaft) des Aufstiegs des Fußballs in diesen Ländern. Die Untersuchungen basieren dabei auf der These, dass die Art und Weise, wie Fußball auf den verschiedenen Ebenen verankert ist, als Ergebnis einer komplexen Kettenreaktion verstanden werden kann, die durch die Krise des fordistischen Produktionssystems ausgelöst wurde. Folglich müssen sowohl die Besonderheiten lokaler Erfahrungen als auch der Universalismus der postindustriellen Gesellschaft berücksichtigt werden.“ Da der Fortschritt des Fußballs in Ostasien eng mit dem expansionistischen Antrieb des globalen Kapitals, nationalistischen Ambitionen und innenpolitischen Interessen verflochten ist, dürfte er mittlerweile als etabliert gelten und auch zukünftig in der Region mit den weltweit höchsten wirtschaftlichen Wachstumsdynamiken weiter vertreten sein. Bedenkt man aber, „dass der Aufstieg der ‚Ware’ Fußball in Ostasien im Wesentlichen durch das kapitalistische Streben nach Profit und das Verlangen nach Vergnügungen angefacht worden ist“, muss man folgern, „das der in Ritualen und Zeremonien gelebte Traum der Fußballanhängerschaft nichts anderes als eine Illusion sein kann – eine selbstbetrügerische Verblendung dissoziierter Individuen in der spätmodernen Gesellschaft“. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)