Der Mehrwert ist die Wahrheit. Prinzip Rilke, System Ronaldinho: Über Fußball als Krankheit und Epiphanie

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Hieber, Jochen
Erschienen in:Anstoss: Die Zeitschrift des Kulturprogramms zur FIFA WM 2006, Nr. 5 (Juni bis August 2006)
Veröffentlicht:Berlin: Nationale DFB Kulturstiftung WM 2006 (Verlag), 2006, S. 4-9
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200912007605
Quelle:BISp

Abstract

Angesichts der Absage der für den 7. Juni 2006 geplanten WM-Gala im Berliner Olympiastadion durch die FIFA äußerten die beiden Sportkommentatoren der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Philipp Selldorf, und der „Süddeutschen Zeitung“, Jörg Hahn, Zufriedenheit bzw. Genugtuung. Sie artikulierten damit Verf. zufolge eine grundlegende Skepsis bzw. ein Unbehagen gegenüber dem als „unaufhaltsam empfundenen Einzug der Kultur in ihre ureigenen Gefilde. Jörg Hahn resümierte dann auch: ‚Fußball und (Hoch-)Kultur sind nach wie vor zwei Dinge, die man nicht zwanghaft vermischen kann.’“ Angesichts dieser Reaktionen stellt Verf. die Frage, ob in Sachen der mittlerweile etablierten Beziehung zwischen Fußball und Kultur das Rad wieder zurückgedreht werden sollte: „Also sollen die Künstler, die Dichter und die Intellektuellen wieder ordentlich die Nase rümpfen angesichts des Massenspektakels Fußball und den nicht selten fragwürdigen Geschäftsgesetzen seiner Vermarktung? Also sollen die Meinungsmacher des Sports und die Fußballfunktionäre aller Ebenen wieder unter sich bleiben im Bewusstsein, man habe es bei der ‚(Hoch-)Kultur’ am Ende doch mit selbstverliebten Spinnern oder eigennützigen Trittbrettfahrern zu tun?“ Verf. vertritt diese Fragen verneinend die Auffassung, dass seit dem 6. Juli 2000, als Deutschland zum Ausrichter der 18. Fußball-WM bestimmt wurde, „in Sachen Kopf und Fuß und im Verhältnis zwischen Fußball und Kultur zu viel geschehen [ist], um das Rad noch einmal zurückzudrehen.“ Im Reden und Nachdenken über den Fußball sieht Verf. seinen „Mehrwert jenseits mächtiger Institutionen, gigantischer Gagen und gewaltiger Umsätze“. Gleichwohl sieht Verf. in der Absage der WM-Gala aber „auch ein Sinnbild für jenes zwar kleiner gewordene, aber immer noch vorhandene Misstrauen, das die mächtigen Institutionen des organisierten Fußballs und die nicht minder mächtigen Vertreter seiner medialen Verbreitung gegenüber allem hegen, was nach Kultur aussieht.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)