Abstract

Die Theorie der Leibeserziehung (T.d.L.) als Bestandteil der bildungstheoretischen Didaktik ist zwar in ihrer Ausschliesslichkeit mit der Entwicklung derCurriculumtheorie abgeloest worden, bleibt jedoch als anthropologische Komponente weiter relevant. Die Voraussetzung dafuer ist allerdings die systematische Untersuchung der Quellen des anthropologischen Gehalts der T.d.L. in ihrem jeweiligen historischen und sozialen Kontext und in ihrer Bedeutung fuereine heutige Sportdidaktik. Verf. analysiert aus dieser Sicht das Gedankengut ROUSSEAUs und dessen Bedeutung fuer die T.d.L. Dabei beschraenkt er sich auf Sekundaeranalysen der Werte, die ROUSSEAU fuer die T>d.L. nutzbar zu machen sucht. Es stellt sich heraus, dass zwar das Grundanliegen ROUSSEAUs natuerlicher Erziehung und das der T.d.L. - naemlich der Einbezug einernatuerlichenLeiblichkeit in die Gesamterziehung - grundsaetzlich der gleichen Auffassung entspricht, jedoch ist insgesamt festzustellen, dass unkritische Uebernahme ROUSSEAUscher Positionen einerseits und exakte Interpretationen andererseits zu lueckenhaften und widerspruechlichen Aussagen in bezug auf die T.d.L. fuehrten. Verf. fordert daher intensives Quellenstudium und Aufarbeitung der ROUSSEAU-Literatur aus dem paedagogischen Bereich, um auf dem Hintergrund der Gesamtkonzeption ROUSSEAUs entscheiden zu koennen, inwieweit es berechtigt ist, ROUSSEAU zur Begruendung einer T.d.L. heranzuziehen bzw. inwieweit es moeglich ist, neue Moeglichkeiten fuer die T.d.L., die ueber den individualanthropologischen Rechtfertigungsversuch hinausgehen, zu er- schliessen. Hubert