Fußball und Rassenhygiene - Der DFB-Gründungspräsident Ferdinand Hueppe

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schnitzler, Thomas
Erschienen in:Zur Sozial- und Kulturgeschichte des Fußballs
Veröffentlicht:Trier: 2006, S. 78-119, Lit.
Herausgeber:Friedrich-Ebert-Stiftung
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200706001475
Quelle:BISp

Abstract

Anhand des Lebenslaufs und Werdegangs des ersten DFB-Präsidenten (1900-1904) Ferdinand Hueppe (1852-1938) zeichnet Verf. nach, in welcher Weise Sozialdarwinismus und Rassehygiene des ausgehenden 19. Jahrhunderts Wegbereiter auch für das Dritte Reich waren. Hueppes Ernennung zum Gründungsvorsitzenden des DFB hatte demnach komplexe Hintergründe: die Hygienewissenschaft, die Politik und der Sport. Mit seinen hygienewissenschaftlichen Darlegungen über „Fußball und Rassenhygiene“ lieferte Hueppe den staatstragenden politischen Autoritäten eine bis in die NS-Zeit anerkannte Argumentation über den gesellschaftlichen Nutzwert des Fußballs und des Sports. Hueppes Konzeption über Fußball, Sport und deren Auswirkungen auf die menschliche Körperkonstitution vereinte das traditionelle Legitimationsargument der kollektiven Körperertüchtigung mit dem Modernitäts- und Fortschrittsanspruch des konkurrenzorientierten Hochleistungssports. Dass Hueppe hierbei auch hygienische Überlegungen anführte, wäre Verf. zufolge an und für sich nicht weiter kritikwürdig, wenn er dem Sport darin nur eine rein kompensatorische Ausgleichsfunktion gegen den zunehmenden Bewegungsmangel in der Industriegesellschaft zugeschrieben hätte. Jedoch integrierten Hueppes Sporthygieneanschauungen die weiterreichende Zielvorstellung des Sozialdarwinismus. Hinter seiner populären Argumentation für die „Volksertüchtigung durch Fußball“ steckten selektionsbiologische Annahmen, deren Realisierung er in seinen hygienewissenschaftlichen Schriften wie auch in seinen sportpublizistischen Werken ausführlich dargelegt hatte: der Überlebenskampf der germanischen Herrenrasse. Es handelte sich dabei um eine reaktionäre Konzeption, die dem Sporttreiben und Fußballspielen keine eigentliche und selbstgewählte Zweckbestimmung einräumte, sondern sie als flankierende Mittel zur Kontrolle und Sicherung „elitenrassischer“ Herrschaftsansprüche einzusetzen gedachte. Als solche implizierten Hueppes Theorien über „Fußball und Rassenhygiene“ bereits die Grundgedanken der nationalsozialistischen Sportideologie. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)