Abstract

Die Jahre von 1880 bis zum Beginn der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts sind eine Zeit, in der sich die Werte des XV. Turnkreises Deutschösterreich veränderten. Dieser Verband geriet 1886 unter die gesamtdeutsche Organisation „Deutsche Turnerschaft“ als eine von ihren 15 Regionen. In ihren Anfängen war sie eine liberale Vereinigung und wurde allerdings im Ergebnis politischer, sozialer und nationaler Umstände zu einem nationalistischen Kreis, der jüdische Turner aus seinen Reihen ausschloss. Das Bemühen um „Reinigung“ führte zur Übernahme des arischen Paragraphen, auf dessen Grundlage es zur Zuspitzung der Beziehungen zwischen dem XV. Kreis und der vorgesetzten Organisation der Deutschen Turnerschaft kam. Die deutschnationale Bewegung gewann fast alle Turnergaue in Vorlitauen, und im Jahr 1901 kam es zum Enderfolg in Form der Übernahme des arischen Paragraphen in die Kreisstatuten. Die Nichtzustimmung einzelner liberaler Vereine führte zur Bildung einer freidenkenden Gruppierung, die 1904 unter der Bezeichnung Turnkreis XVb offiziell unter den Turnkreisen der Deutschen Turnerschaft fungierte. Diese Entscheidung führte jedoch zu einer Meinungsverschiedenheit unter den nationalistischen Turnern der deutsch-österreichischen Vereine und zum folgenden Austritt aus der Organisationsstruktur der Deutschen Turnerschaft und zur Entstehung eines selbstständigen Turnkreises Deutschösterreich, der auch weiterhin „freies“ Denken und antisemitisches Turnen durchsetzte. Schnürer