Die FIFA Fußball-WM 2006 in Deutschland : ohne Staat und Politik läuft nicht viel!

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Tokarski, Walter; Groll, Michael
Erschienen in:Forschung Innovation Technologie
Veröffentlicht:11 (2006), 1, S. 2-6
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1434-7776
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200611002484
Quelle:BISp

Abstract

Das Programm der Bundesregierung zur Fußball-WM 2006 in Deutschland aus dem Jahr 2000, als am 6. Juli den Zuschlag zur Austragung erhielt, steht auch noch im Jahr der WM und ist im sog. Gastgeberkonzept festgelegt. Das Konzept besteht aus vier Bausteinen: 1. den Regierungsgarantien und Leistungen der Bundesregierung, 2. dem Standortmarketing, 3. dem Kunst & Kultur Programm und 4. der Service & Freundlichkeitskampagne. Das Programm wurde in allen Teilen von der Bundesregierung direkt oder indirekt erstellt. Zu den Regierungsgarantien gehören, neben einer zügigen Visumerteilung zur unkomplizierten Einreise und dem Erlass einer Beschäftigungsverordnung, die für akkreditierte ausländische Personen eine genehmigungsfreie Beschäftigung vorsieht, vor allem das nationale Sicherheitskonzept. Zu den Leistungen der Bundesregierung zählen auch die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und Verkehrslenkung sowie die finanzielle Unterstützung des erforderlichen Stadionumbaus. Das Standortmarketing wurde von der Bundesregierung vor dem Hintergrund entwickelt, dass die Ausrichtung der Fußball-WM nach fast einhelliger Meinung enorme Darstellungschancen für das Gastgeberland Deutschland bietet. Während die Postbank den gesamtwirtschaftlichen Impuls der WM 2006 für Deutschland auf rd. 10 Mrd. Euro (= ca. 0,5 % des deutschen Bruttoinlandsproduktes) bezifferte (2005), wird das Bruttoinlandsprodukt einem Gutachten aus Bochum zufolge zwischen 2003 und 2008 nur um fast 8 Mrd. Euro ansteigen. Eine Branche, die auf jeden Fall von der WM profitieren wird, ist die Tourismusbranche. Aber auch der Arbeitsmarkt in Deutschland soll vom WM-Effekt besonders profitieren. Das die WM begleitende Kunst & Kultur-Programm, mit dem Deutschland sich in seiner kulturellen Vielfalt präsentieren will und mit dem zugleich Deutschlands Bevölkerung sowie die Weltöffentlichkeit auf die WM eingestimmt werden soll, lässt die Bundesregierung sich 30 Mio. Euro kosten. Die Umsetzung obliegt der nationalen DFB-Kulturstiftung. Das WM-Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ soll schließlich durch eine gezielte Freundlichkeitskampagne mit Leben gefüllt werden. „Wir wollen sympathische, tolerante und weltoffene Gastgeber der FIFA-WM 2006 sein“, verspricht die Bundesregierung (2005). Zur Umsetzung dieses Anspruchs wurde im April 2004 die Arbeitsgruppe „Tourismus/Gästeservice“ gegründet. Insgesamt erfährt die Fußball-WM 2006 eine massive Steuerung durch die Bundesregierung. Eine Fußball-WM ist damit nicht allein auf den sportlichen Wettstreit reduziert, sondern Politik und Staat spielen mit, neben Wirtschaft und Medien. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)