Soziale und politische Integration durch Vereine?

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Autor:Braun, Sebastian
Erschienen in:Fußball in Geschichte und Gesellschaft : Tagung der dvs-Sektionen Sportgeschichte und Sportsoziologie vom 29.9.-1.10.2004 in Münster
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 2006, S. 171-179, Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Sektion Sportgeschichte ; Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Sektion Sportsoziologie
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200606001321
Quelle:BISp

Abstract

Vor dem Hintergrund der Argumentation, den Vereinen käme eine besondere Bedeutung als intermediäre Organisationen auf der gesellschaftlichen Meso-Ebene zu, wo ihnen eine dynamische Katalysator-Funktion zwischen Individuum und Gesellschaft zugesprochen wird, wird für die Makro-Ebene der Gesellschaft geradezu zwangsläufig gefolgert: Je höher der Anteil der Gesellschaftsmitglieder, die einem Verein angehören, desto höher ist auch die soziale Integration der Gesellschaft, da sich mit steigenden Mitgliedschaftsquoten auch jene Relationen wechselseitiger Abhängigkeit zwischen den Individuen herausbilden, die für die Existenz und den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft grundlegend sind. Deshalb werden in der empirischen Sozialforschung Mitgliedschaftsquoten in Vereinen als ein wichtiger Indikator zur Beschreibung des Zustands des sozialen Zusammenhalts der Gesellschaft bewertet. Der vorliegende Beitrag greift diese Problemstellung auf, indem zunächst zwei aktuelle Diskussionen thematisiert werden, in denen die weitreichenden Thesen über die Integrationsleistungen von Vereinen eine zentrale Rolle spielen: die Diskussionen über die „Bürgerkompetenz“ und über das „Sozialkapital“. Anschließend werden ausgewählte empirische Ergebnisse aus einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung in Deutschland zusammengefasst, die erste Hinweise auf die empirische Evidenz der hinter diesen Thesen stehenden Annahmen geben sollen. Insgesamt scheinen die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung aus dem Jahr 2001 die gängigen Vorstellungen zu stützen, dass Vereine über ein besonderes Potenzial verfügen, um „die Mitglieder in den Gebrauch von Tugenden und Verhaltensweisen einzuüben, die auch über den Kreis der unmittelbar Beteiligten hinaus zu Kommunikations-, Kooperations-, Hilfsbereitschaft und Urteilsfähigkeit disponieren“. In dieser Argumentationsrichtung scheinen Vereine solche bürgerschaftlichen Kompetenzen bei den Mitgliedern zu fördern, die „langfristig eine große Wirkung nach außen haben“. Insgesamt betrachtet, könnten die Sozialisationsannahme und die darauf aufbauende Transferannahme durchaus plausible Ansätze darstellen, um die spezifische Rolle von Vereinen zur Herausbildung des „kompetenten Bürgers“ zu erklären. Allerdings werden Verf. zufolge aber auch die Grenzen der Analyse deutlich. Denn die aggregierten Massendaten und die auf dieser Grundlage ermittelten Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Variablen liefern keine Informationen darüber, was sich eigentlich in der „black box“ eines Vereins abspielt. Insofern lassen sich über die eigentlichen, in den Vereinen ablaufenden Sozialisationsprozesse der Mitglieder ebenso wenig fundierte Aussagen machen wie über die – hinter der Transferannahme versteckten – Mechanismen der „Generalisierung“ von sozialen und politischen Orientierungsmustern, die man möglicherweise in Vereinen erworben hat. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)