Fußball in Deutschland : von der "Fußlümmelei" zum nationalen Kulturereignis Nr. 1, WM 2006

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Krüger, Michael Fritz
Erschienen in:Fußball in Geschichte und Gesellschaft : Tagung der dvs-Sektionen Sportgeschichte und Sportsoziologie vom 29.9.-1.10.2004 in Münster
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 2006, S. 9-19, Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Sektion Sportgeschichte ; Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Sektion Sportsoziologie
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200606001306
Quelle:BISp

Abstract

Die Entwicklung des Fußballsports verlief sowohl international als auch speziell in Deutschland überaus rasch und erfolgreich. Obwohl es nationale und internationale Fußballverbände erst seit rund 100 Jahren gibt, werden mit dem Fußball heute Milliarden von Menschen in aller Welt bewegt – sei es als aktive Spieler oder Spielerinnen oder (in der Mehrheit) als Zuschauer. Das Ziel dieses Beitrags besteht in dem Versuch, diese sagenhafte Karriere des Fußballs zu erklären, und zwar mit besonderem Bezug zu Deutschland. Um dies leisten zu können, macht Verf. zunächst einige Bemerkungen zur Genese dieses Sports in England, um dann den kulturelle Transformationsprozess des Fußballs von England nach Deutschland besser verstehen zu können. Er bedient sich dabei der Hilfe des Zivilisationstheoretikers Norbert Elias. Eine der Fragen, die Elias am meisten interessierte, bezog sich auf den Prozess physischer Gewalt und ihrer Kontrolle im menschlichen Zusammenleben. In diesem Zusammenhang beschäftigte er sich auch intensiv mit dem Sport, speziell mit dem Fußballspiel. Zivilisationstheoretisch gesehen lässt sich die Erfolgsgeschichte des Fußballs in Deutschland, speziell nach 1945, dadurch erklären, dass es nach zwei katastrophalen militärischen Niederlagen gelungen ist, ein Spiel zu finden, das besondere Möglichkeiten bietet, aggressive Leidenschaften in spielerisch-kultivierter Form zu befriedigen, und zwar sowohl beim Spielen selbst als auch beim Zusehen. Zudem erlaubte der Fußballsport es den Deutschen, beim Spielen ihre nach 1945 zwangsweise tabuisierten nationalen Gefühle zu artikulieren, in den letzten Jahren zunehmend selbstbewusster mit der Präsentation nationaler Symbole. Und schließlich durfte die nach 1945 geschrumpfte Nation wieder einmal den Rausch des Sieges erleben. Auch deshalb sind sportliche Wettkämpfe Verf. zufolge für die internationale politische Hygiene so wichtig, weil sie den Menschen helfen, mit Hilfe von sportlichen Siege und Erfolgen ihre nationale Identität zu stärk, die auch heute noch das Selbstkonzept des Menschen maßgeblich bestimmt. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)