Popular culture in inter-war Vienna: On football and the cinema

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Deutscher übersetzter Titel:Populärkultur im Wien der Zwischenkriegsjahre: Über Fußball und das Kino
Autor:Horak, Roman
Erschienen in:Sport in space and time: Contributions to the 11th international seminar for sociology of sport
Veröffentlicht:Wien: 1995, S. 220-227, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Englisch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200511002379
Quelle:BISp

Abstract

Im Vergleich mit anderen westlichen Ländern wurden in Wien sowohl der Fußball als auch das Kino erst relativ spät zu wichtigen Inhalten der Populärkultur. Was diese beiden Freizeitinhalte jedoch besonders interessant macht, ist ihre Funktion als „Schlüsselfiguren“ der männlichen und weiblichen Freizeitkultur. Die enorme Popularität des Fußball bei Mitgliedern der männlichen Arbeiterklasse und des Kinos vor allem bei Frauen der Unterschicht beruht nicht auf Zufallsfaktoren, sondern spiegelt bestimmte unterschiedliche Erfahrungen des Alltagslebens dieser beiden sozialen Gruppen wider. Die Umdefinierung des Fußballs von einem „Gentlemen-Sport“ in eine Form der populären kulturellen Unterhaltung konnte nur stattfinden vor dem Hintergrund einer neuen Sozialgesetzgebung und insbesondere der Einführung des Acht-Stunden-Arbeitstages im Dezember 1918. Auch wenn es im Allgemeinen heißt, dass der Fußball in den 1920-er Jahren zu einem Zuschauersport in Form einer Massenunterhaltung wurde, so bedeutet der Begriff „Zuschauersport“ doch mehr, als nur bei einem Fußballspiel anwesend zu sein, um zuzuschauen. Darüber hinaus kam es zu einer kollektiven Aneignung des sozialen Territoriums durch diejenigen, die dieses Territorium als Konsumenten nutzten. Über das bloße Zuschauen hinaus kam es zu Interaktionen dergestalt, dass die gegnerischen Spieler beleidigt und beschimpft wurden, die Leistung der Spieler der eigenen Mannschaft beklagt oder verflucht wurde, und auch unter den Zuschauern kam es zu Diskussionen und Streitereien. Während Fußball im Wien der Zwischenkriegsjahre eine Angelegenheit der Männer war, war das Kino, das im Gegensatz zum Fußball von vornherein eine Form der populären Massenunterhaltung war, eine Angelegenheit der Frauen. Der Kinobesuch repräsentierte wie der Besuch der großen Kaufhäuser die populäre Aneignung der besseren Orte der Stadt. Das Kino bedeutete für Frauen auch die Möglichkeit der Einnahme eines öffentlichen Raums ohne männliche Begleitung. Der Kinobesuch für Frauen war ähnlich dem Besuch der Fußballstadien durch die Männer ein Ausdruck der Zeit- und Raumnutzung außerhalb der Familie und außerhalb der Arbeits- und Zeitstrukturen des belastenden weiblichen Alltagslebens. Schiffer