Kraftfelder des Begehrens: Religiosität - Arenakult - Religion

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Soosten, Joachim von
Erschienen in:Fußballver-rückt: Gefühl, Vernunft und Religion im Fußball. Annäherungen an eine besondere Welt
Veröffentlicht:Münster: Lit-Verl. (Verlag), 2004, S. 21-34, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200504000897
Quelle:BISp

Abstract

Ob Fußball als Religion bezeichnet werden kann, ist umstritten. Zumindest kann Fußball genau wie die Jagd, der Krieg, die Bürokratie und bestimmte Formen des Musikkonsums als „Kult“ beschrieben werden. Wo immer man Kulte und Kultformen betrachtet, liegt die Frage nach der Religion und dem religiösen Status eines Kultes nicht weit entfernt. Religion und Kult gehören so eng zusammen, dass man der Frage nach dem Fußball als einer Religion nur schwer ausweichen kann. Die Kultform Fußball kennt eine Vielzahl von Ritualen und rituellen Praktiken und Brauchtümern. Riten sind Verhaltensregeln, die vorschreiben, wie man sich gegenüber dem „Heiligen“ zu verhalten hat; sie werden gemeinschaftlich durchgeführt und unter Beteiligung der Sinne periodisch erlebt, wiederholt und erneuert. Zum „cultus exterior“ (äußeres Brauchtum) gehören die „heiligen Zeiten“ (der Samstagnachmittag), die „Wallfahrten“ (der Besuch des Stadions) sowie das Vollziehen bestimmter Handlungen und religiös-ästhetischer Artefakte (Schlachtgesänge, Triumphhymnen, Requieme). Zum „cultus exterior“ gehören die Verehrung der Helden in Form von Idolen und Ikonen, das Bekenntnis zum Verein in Form von Farben, Fahnen und Festen. Zum „cultus spiritualis“ (inneres Brauchtum des Kults) gehören die Regelkunde, die Brauchtumspflege (wie werde ich zu einem guten Fan?), die Weisheit („Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, aber besonders die „Heilige Handlung“ („Da hab ich ihn einfach reingetan“), das Objekt der Verehrung („Der Ball (Gott) ist rund“ und die Götter („Toni, du bist ein Fußballgott“). Ohne Stil und ohne Form, ohne Rituale und Riten, ohne Darstellung und Inszenierung ist die Mitteilung von Religion kaum vorstellbar. Darum ist der Fußball und das Arenaerlebnis einer Religion zum Verwechseln ähnlich. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)