Lust und Ritual: Ansichten eines Fans

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Weber, Frank
Erschienen in:Fußballver-rückt: Gefühl, Vernunft und Religion im Fußball. Annäherungen an eine besondere Welt
Veröffentlicht:Münster: Lit-Verl. (Verlag), 2004, S. 139-145, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200504000899
Quelle:BISp

Abstract

Fußball wie Religion verbinden Millionen von Menschen. Wie die Religion hat Fußball in erster Linie mit Glauben zu tun. Allerdings ist es nicht der Glaube daran, ein gutes Spiel zu sehen, der den echten Fan treibt, sondern der Glaube daran, dass die eigene Mannschaft (endlich) gewinnt, am Ende vielleicht Meister wird, aufsteigt, nicht absteigt oder ein anderes, ersehntes Saisonziel erreicht. Der Glaube nährt sich von der Hoffnung, die den wahren Fan umtreibt. Rituale gehören zum Ausleben einer Religion ebenso wie zum Leben eines Fußballfans. Sie geben dem Leben Halt und dem eigenen Tun Legitimation. Also erwirbt der Fan eine Dauerkarte und verplant so ein Jahr im voraus seine Wochenenden. Im Stadion selbst gehen die Rituale weiter: Stammplatz, Absingen des Vereinsliedes, Feiern bei einem Tor der eigenen Mannschaft etc. Auch die Irrationalität des Handelns eines Fans weist Parallelen zu den Handlungen religiöser Menschen auf. Der Fan möchte Teil der Mannschaft sein, ihr auf allen Reisen nachfolgen. Sieg oder Niederlage sind nicht mehr entscheidend – es ist einfach „Kult“ hinzugehen oder mitzufahren. Je intensiver sich der Fan mit seiner Mannschaft identifiziert, je „ernster“ er ihre Spiele nimmt, desto wichtiger werden die Ergebnisse für sein soziales Verhalten und sein soziales Ansehen. Niederlagen sind nicht nur Niederlagen der Mannschaft, sondern auch persönliche Niederlage, Siege sind persönliche Siege, für die der Fan Glückwünsche von Sympathisanten erhält. Im letztern Fall ist die Identifikation total. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)