Nie das Richtige trainiert und doch die Besten geworden

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schöllhorn, Wolfgang Immanuel; Sechelmann, M.; Trockel, M.; Westers, R.
Erschienen in:Die lokal-globale Fußballkultur - wissenschaftlich beobachtet
Veröffentlicht:Münster: Waxmann (Verlag), 2004, S. 167-180, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000226
Quelle:BISp

Abstract

Trotz des gerade auf das Fußballspiel zutreffenden Wissens um die Individualität und Nichtwiederholbarkeit von Bewegungen wird in der dieses Spiel betreffenden Trainingspraxis häufig an traditionellen vorbildorientierten Ansätzen des Techniklernens mit der Konsequenz des Einschleifens festgehalten. Variabilität und Kreativität erhalten im Training nur sporadisch ergänzenden Charakter. Ein neuer Ansatz, der beide Problembereiche nicht nur theoretisch erkennt, sondern in der Praxis aufgreift und zum zentralen Gegenstand des Trainings macht, ist das differenzielle Lehren und Lernen. Durch ständige Variation, ohne dass eine Wiederholung einer Bewegungsaufgabe stattfindet, versucht dieser Ansatz, die Fähigkeit zu trainieren, sich möglichst schnell und adäquat an neue Situationen anpassen zu können. Zur Überprüfung der Wirksamkeit dieses Ansatzes im Fußball wurden drei Experimente zum Techniktraining durchgeführt. Das erste Experiment hatte den Torschuss zum Gegenstand, das zweite Experiment das Passspiel in unterschiedlichen Altersgruppen und das dritte Experiment die Ballannahme. Alle drei Experimente wiesen mindestens eine Ebenbürtigkeit, in der Mehrzahl der Fälle jedoch eine Überlegenheit des differenziellen Lernansatzes auf, der im Vergleich zum klassischen Lernansatz mit einer relativ engen Zielorientierung in erster Linie auf das Lernen anhand von Differenzen abzielt. Die Theorie des differenziellen Lernansatzes liefert im Übrigen auch plausible Erklärungsmodelle für die großen Erfolge von „Straßen-Karrieren“, wie sie öfters in Südamerika zu beobachten sind. Wird in erster Linie auf verschiedenen Untergründen mit unterschiedlichsten Bällen und unterschiedlichen Schuhen gekickt, so kommt dies einer enormen Zunahme von Störungen bzw. einer Vergrößerung des „Rauschens“ gleich. Liegen keine natürlichen Störeinflüsse in Form von Strand oder Hinterhöfen vor, dann scheint der differenzielle Ansatz eine mindestens ebenbürtige Alternative zur Einbindung in strukturiertes und geplantes Training zu sein. Die Aufforderung, in das Training von Kindern häufiger eigenkreative Phasen einzubauen, kann dabei nur den Versuch eines ersten Anfangs darstellen, Spielerpersönlichkeiten mit technischer Perfektion und Eigenverantwortung herauszubilden Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)