Gott ist rund: Die Kultur des Fußballs

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schümer, Dirk
Veröffentlicht:Berlin: Berlin Verl. Arno Spitz (Verlag), 1996, 271 S., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3827001943
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000191
Quelle:BISp

Abstract

In seiner ironisierenden Kulturgeschichte des Fußballs gelangt Verf. zu so widersprüchlichen Erkenntnissen, dass Fußball einerseits überflüssig, lästig und ein Ärgernis, andererseits aber schön ist und den Charakter eines Kunstwerkes besitzt. Vor allem jedoch lässt sich über Fußball gut reden. Mit seinen Texten „aus der Tiefe des Raunens“ behandelt Verf. u. a. das Stadion als „beliebtestem Versammlungsort unserer Zivilisation“ bis zu den Spielern als den „Angestellten zum Vorzeigen“, das Geschäft mit dem Fußball und die Poesie des Fußballs. Deutlich wird auch, dass das Fußballspiel mit all seinen Nebenschauplätzen natürlich ein bewegter Spiegel der Gesellschaft ist. Es handelt sich bei dem Buch somit nicht – wie aufgrund des Titels vermutet werden könnte – um eine durchgängig religiöse Betrachtungsweise des Fußballsports, sondern vielmehr um den Versuch, einerseits die Verlogenheiten und Flachheiten des Sports aufzudecken, andererseits jedoch seine poetische und durchaus auch religiöse Dimension darzustellen. So erscheint der Fußball in der Betrachtungsweise von Verf. als „eine innerweltliche Religion. [...] Selbst die Grundkonstellation des Spiels lässt sich theologisch deuten: Elf Jünger spielen mit, und Judas ist der Ball. Nennenswerte Bestandteile religiöser Begeisterung sind in diesem säkularen Jahrhundert in den Fußball eingegangen, der als harmloses Wettspiel zur Ertüchtigung von Oberschichtensöhnen und als Spektakel der Fürstenmacht begonnen hatte: Prozessionen, Choräle, Ritualtrachten, kollektive Beschwörungen, nationale Verzückungen.“ Fußball kanalisiert aber auch „ein existentielles Bedürfnis nach Gemeinschaft und erfüllt für Momente die Sehnsucht nach Schönheit und Gelingen. [...] Fußball ist ein Spiel ums Ganze, aber immer noch ein Spiel. [...] Jedes Spiel lehrt uns, dass auch alles anders sein, dass es sich jederzeit umwenden könnte, dass es keine Gewissheit gibt. [...] Das Aufeinandertreffen der dinglichen und der diskursiven Welt geht im Fußball immer unentschieden aus. Die zwei Gegner Spiel und Ernst treffen immer aufs neue aufeinander. So ist Fußball das Refugium der Differenz in einer Welt, die immer mehr mit sich selbst identisch wird.“ Kapitelüberschriften: 1. Nebensache – Warum Fußball so unerträglich ist. 2. Stadion – La ola im kollektiven Freizeitpark. 3. Personal – Angestellte zum Vorzeigen. 4. Geschäft – Spielermarkt und Ballbesitz. 5. Medien – Das geklonte Telespiel über die Bande. 6. Kunden – Von Fans, Kutten und Hooligans. 7. Politik – Wappenspiel der neuen Fürsten. 8. Poesie – Texte aus der Tiefe des Raunens. 9. Religion – Fußball ist Fußball ist Fußball. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)/Inhaltsverzeichnis