Fußball - Spiel des Lebens: Anmerkungen zum Zusammenhang von Fußball und Religion

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Lauster, Jörg
Erschienen in:Abseits denken : Fußball in Kultur, Philosophie und Wissenschaft
Veröffentlicht:Kassel: Agon-Sportverl. (Verlag), 2004, S. 70-77, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000134
Quelle:BISp

Abstract

Von der beglückenden und erhebenden Freiheitserfahrung ausgehend, die dem Fußballspiel und der damit verbundenen ästhetischen Erfahrung eigen ist, tritt Verf. Thesen entgegen, die im Fußball eine unbewusste Form der religiösen Praxis, eine unsichtbare Form der Religion, anders formuliert, eine Ersatzreligion sehen. Zur Erläuterung seines Widerspruchs führt er aus, dass Religionssoziologen seit einiger Zeit unter dem Motto „la revanche de Dieu“ über die Rückkehr und das Wiedererstarken der Religionen diskutieren. Es geht dabei um das Phänomen, dass sich Religionen gegen die voranschreitende Säkularisierung durch immer neue Formen eines Fundamentalismus mitunter erfolgreich zur Wehr setzen. Die Gleichsetzung von Fußball und Religion könnte als spezifisch westliche Variante dieser „Rache Gottes“ begreifen. Die Theologie rächt sich für ihren fortschreitenden Bedeutungsverlust, indem sie alles und jedes als religiösen Vollzug deklariert: Fußball, Fernsehen, Kunst usw. – und dies immer im vermeintlichen Bewusstsein, dass es sich dabei um unvollkommene, „uneigentliche“ Formen religiöser Praxis handle. Damit tut man jedoch Verf. zufolge weder der Religion selbst noch dem Fußball einen Gefallen. Denn – so Verf. – hat der in Halle lehrende Ulrich Barth das entscheidende Gegenargument geliefert: „Wo [...] das religiöse Bewusstsein nur noch kraft Fremdidentifizierung von sich wissen kann, entfallen genau diejenigen Momente, die es als eine Form von Subjektivität klassifizieren.“ Ein religiöser Vollzug ist wesentlich daran gebunden, dass er in actu als religiöser Vollzug erfahren wird und nicht nur von außen als solcher identifiziert wird. Dass Fußballfreunde ihre private Vorliebe als einen Akt religiöser Lebensdeutung oder gar als religiöse Praxis begreifen, dürfte laut Verf. jedoch mehr als zweifelhaft sein. Zudem wird man mit dieser religiösen Überfrachtung aber auch dem Spielcharakter des Fußballs selbst nicht gerecht. Die Perspektiven, die der Fußball auf das Leben eröffnen kann, eröffnet er als Spiel. Der Fußballgott spielt wie Gott, er ist aber nicht Gott, eine verlorene Partie ist ein verlorenes Spiel, aber kein verlorenes Leben. „Fußball ist keine Ersatzreligion, Fußball ist vielmehr ein Spiel des Lebens, nicht aber das Leben selbst.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)