Sportkonzepte der kommunistischen Arbeitersportbewegung 1921-1937. Politische Abhängigkeiten und ideologische Wandlungen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Gounot, Andre
Erschienen in:Der geteilte deutsche Sport. Tagung der dvs-Sektion Sportgeschichte vom 24.-26. März 1995 in Potsdam
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 1997, S. 23-47, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200405001496
Quelle:BISp

Abstract

1921 wurde die internationale Organisation des kommunistischen Arbeitersports, der "Roten Sportinternationale" (RSI) als Nebenorganisation der "Kommunistischen Internationale" (Komintern) in Moskau gegründet. Die RSI erstellte Richtlinien, die für die kommunistischen Arbeitersportbewegungen der einzelnen Länder wie auch für die Sportpolitik der kommunistischen Parteien verbindlich waren. Verf. zeigt auf, welche Vorstellungen die Führungskräfte der kommunistischen Arbeitersportbewegung über die Funktionen und Gestaltungsformen der Sportpraxis entwickelten. Auf dem dritten RSI-Kongress 1924 standen zum ersten Mal technisch-methodische Fragen auf der Tagesordnung. Diese Diskussionen blieben allerdings folgenlos. Die Überlegungen zur Sportpraxis blieben widersprüchlich und abstrakt. Es sollten aber die sportbezogenen Interessen der Arbeiter so weit wie möglich berücksichtigt werden. Außerdem sollten diese mit den Interessen der Arbeiterorganisation als Ganzes kombiniert bzw. den Sportbetrieb attraktiv, aber auch nützlich im Klassensinne gestaltet werden. Von besonderer Bedeutung für die sportpraktische Orientierung der RSI war die 1928 von der Komintern verabschiedete Taktik des Kampfes "Klasse gegen Klasse". Der Wehrsport rückte immer mehr in den Vordergrund der RSI. Mit ideologischen und pädagogischen Argumenten wurde die Abschaffung des Wettkampfsportes innerhalb der Arbeitersportbewegung gefordert. Das hätte allerdings die kommunistischen Arbeitersport-Funktionäre in erheblichen Widerspruch zu den Tendenzen in der Arbeitersportbewegung gebracht. Damit nahm die Kritik an Wettkampf und Leistung immer mehr ab. Als sowjetische Partei- und Sportfunktionäre öffentlich die Parole ausgaben, die Sowjetunion müsse das Land der Weltrekorde werden, wurde das von der RSI als Selbstverständlichkeit dargestellt. Die Auflösung der RSI 1937 ist u.a. deshalb beschlossen worden, weil dem Sowjetsport langfristig der Weg auf die internationale Bühne des Hochleistungssports geebnet werden sollte. Jedoch wurde der Auflösungsbeschluss nie offiziell bekanntgegeben. Weinke