Die Wiedergründung der deutschen Turnbewegung aus französischer Sicht: Zur Sportpolitik der französischen Besatzungsmacht in Südwestdeutschland 1945 - 1950

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Woite-Wehle, Stefanie
Erschienen in:Erinnerungen, Geschichte(n), Traditionen. Rekonstruktionen der Vergangenheit zwischen Markt und Mythos
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 2003, S. 141-154, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200401000210
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die französische Besatzungsmacht hat sich im Rahmen ihrer umfassenden Sicherheits- und Demokratisierungspolitik in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auch um eine Reformierung des Sports bemüht. Ziel war der Aufbau eines entpolitisierten und friedfertigen Sports, der in erster Linie um seiner selbst willen betrieben würde. Die zentralen Maßnahmen, über die dies erreicht werden sollte, waren: Verbot von belasteten Sportarten, regionale Beschränkung von sportlicher Aktivität und vor allem Aufbau eines neuen, mit der Weimarer Tradition brechenden Vereinswesens. Besonders das Erbe der Deutschen Turnerschaft schien der französischen Besatzungsmacht problematisch, waren doch Nationalismus und anti-französische Haltung ein Strang turnerischer Tradition von Jahn bis in die 1930er Jahre gewesen. Die Turner hatten sich immer auch um pädagogisches Wirken bemüht und großen Einfluss auf Generationen von jungen Deutschen genommen, so dass man auf französischer Seite glaubte, gerade der Wiedergründung der Turnbewegung durch neue Sportvereine entgegen treten zu müssen. Fünf Jahre lang versuchte die französische Besatzungsmacht durch strenge Reglementierung, Überwachung aber auch Förderung, den deutschen Sport in ihrer Besatzungszone in neue Bahnen zu lenken - mit nur mäßigem Erfolg: Schwächen der französischen Politik, ungünstige politische Rahmenbedingungen und hartnäckige Kontinuitäten im deutschen Sport ließen schließlich nur dort Veränderungen zu, wo sie den Interessen der Deutschen selbst voll entsprachen. Verf.-Ref.