Ohne impact factor kein Impact der Sportwissenschaft?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Krüger, Arnd
Erschienen in:dvs-Informationen
Veröffentlicht:13 (1998), 1, S. 42-47, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0944-6222
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199805301924
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Seit siebzig Jahren haben Bibliothekare und Informationswissenschaftler versucht, die Bedeutung von Publikationen ueber die Bedeutung der Zeitschrift, in der sie erscheinen, zu bestimmen. Dies wurde vor fuenfzig Jahren verfeinert und im Computerzeitalter vor allem durch die Arbeiten von GARFIELD auf den heutigen Stand gebracht. Der impact factor ist ein Prestigemass, da es die durchschnittliche Haeufigkeit misst, mit der Artikel einer Fachzeitschrift aus den beiden vergangenen Jahren im aktuellen Jahrgang zitiert werden. So werden fuer 1998 die Artikel der Jahre 1996 und 1997 zugrunde gelegt. Am Ende des Jahre 1997 sind die impact factors fuer 1996 veroeffentlicht worden. Insgesamt kann man einen leichten Anstieg der Sportwissenschaft verzeichnen, aber insgesamt ist das Ergebnis fuer die Sportwissenschaft unter all diesen Einschraenkungen ziemlich erschuetternd: Den hoechsten impact factor hat "Medicine and Science in Sport and Exercise" mit 2,052 (1995 = 1,615). Da die Liste der Zeitschriften, die 1996 unter Sport Sciences gefuehrt wurden, erweitert wurde, ist ein direkter Vergleich nicht einfach. Ein impact factor von 2 ist nicht schlecht, stellt aber weltweit nur Platz 734 dar. Den Spitzenwert hatte 1996 "Clinical Research" mit einem Faktor von 51,000, d.h. man muss ca. 100 Forschungsarbeiten im "British Journal of Sports Medicine" veroeffentlichen, um auf denselben Faktor zu kommen, als jemand anderes, der einen Aufsatz in "Clinical Research" untergebracht hat. Wer 18 Originalarbeiten im "International Journal of Sportsmedicine" veroeffentlicht hat, ist damit immer noch schlechter gestellt, als derjenige, der eine im "New England Journal of Medicine" veroeffentlichen konnte. Der Wettbewerb, in 'gute' Zeitschriften aufgenommen zu werden, wird damit immer haerter und die Gate-Keeper-Funktion der Herausgeber dieser Zeitschriften immer wichtiger, so dass es im Zeichen der politischen Korrektheit erforderlicher geworden ist, moegliche Interessenkonflikte zwischen Herausgebertaetigkeiten und Auswahlentscheidungen anzugeben. Leistungssport und Sportwissenschaft haben bisher keinen impact factor, d.h. in der allgemeinen Berechnung ist ihr Faktor Null und eine Publikation hierin hat einen nur begrenzten Wert im internationalen Vergleich der Zeitschriften. Das impact factor Verfahren zwingt jedoch dazu, im zunehmenden Mass nur dort zu veroeffentlichen, wo man einen hohen impact factor hat, um im Wettlauf im Ressourcen mithalten zu koennen. Die Diskussion im die Einheit und Interdisziplinaritaet der Sportwissenschaft bekommt hierdurch eine neue Dimension. Der impact factor wird jeweils einer bestimmten Kategorie zugeordnet, so dass Interdisziplinaritaet nicht gefragt ist. Die in Current Contents verzeichneten Zeitschriften lassen sich eindeutig bestimmten Forschungsrichtungen zuordnen. Das aber kann ueber kurz oder lang dazu fuehren, dass Zeitschriften von Wissenschaften wie die vom Sport gefaehrdet sind, da Publikationen in den Zeitschriften der Mutterwissenschaften einen wesentlich hoeheren Stellenwert haben, als in den der speziellen Teilwissenschaften. Verf.-Referat