Sport als Mimesis der Gesellschaft

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Alkemeyer, Thomas
Herausgeber:Hildenbrandt, Eberhard
Erschienen in:Sport als Kultursegment aus der Sicht der Semiotik. dvs-Tagung vom 29. - 30.09.1995 im Schloss Rauischholzhausen
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 1997, 1997. S. 39-56, Lit., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3880202893
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199802300209
Quelle:BISp

Abstract

Sportveranstaltungen stellen eine mimetische Nachbildung, eine aus dem Alltagsleben herausgehobene, codifizierte und ritualisierte Auffuehrung von bedeutsamen bzw. als bedeutsam ausgegebenen Grundmustern moderner Gesellschaften dar. Von diesen praktischen Interpretationen des Sozialen im symbolischen Medium des Sports aus kann die vorgaengige gesellschaftliche Wirklichkeit neu wahrgenommen und gedeutet werden. Dabei verfuegen die Darstellungen des Sports deshalb ueber eine besondere symbolische Wirksamkeit, weil in ihnen der Koerper das privilegierte Handlungs- und Darstellungsmedium ist. Dies hat spezifische Auswirkungen auf die Produktion und Rezeption sportlicher Auffuehrungen und rueckt den Sport in die Naehe von Theater, Tanz und Ritual. Im Unterschied zu diesen Auffuehrungsgattungen bildet der Sport jedoch keinen "potentiellen Raum", in dem grundsaetzlich neue Bedeutungen entstehen koennten, sondern nicht viel mehr als ein Medium der Erinnerung an die soziale Praxis. Dennoch greift eine Betrachtung, die den Sport auf affirmative oder konservative Funktionen festlegt, zu kurz. Denn auch die Auffuehrungen des Sports beinhalten einen Ueberschuss ueber das Gewoehnliche, eingeklammert allerdings durch strenge Rahmenkonventionen. Heute haben wir es mit neuen Dimensionen mimetischer Welterzeugung zu tun: Die Massenmedien produzieren eigene Medienversionen des Sports; der Schritt von der Mimesis zur Simulation wird vollzogen. Dabei werden die Rezipienten von den Medien-Bildern des Sports aber nicht einfach nur ueberwaeltigt, sondern sie konstruieren sich daraus ihre eigene Wirklichkeit - ein weiterer Aspekt mimetischer Welterzeugung. Am Ende des Aufsatzes werden schliesslich Ueberlegungen dazu angestellt, wie in der Perspektive einer alternativen (Sport-) Kultur in die herrschende, medial vermittelte Sportkultur interveniert werden koennte. (Verf.-Ref.)