Abstract

Genuegen aussergewoehnliche Leistungen im Sport oder muss ein Sportler, der als Immigrant in einem fremden Land zum Helden avanciert, dessen Kultur uebernehmen? Frankreich hat insbesondere in juengerer Zeit eine Reihe von sehr populaeren Sportstars aufzuweisen, deren ethnische und/oder nationale Urspruenge ausserhalb franzoesischer Grenzen liegen. Bereits in der Nachkriegszeit gelangten Raymond Kopa und Rachid Mekloufi im franzoesischen Fussball, dem Sport, der Entwicklungen dieser Art anfuehrte, zu Ruhm. Raymond Kopa war Starspieler in Reims, wechselte zu Real Madrid und vertrat bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden die franzoesischen Farben. Der Sohn polnischer Eltern fuehlte sich nach eigenen Aussagen ganz als Franzose und war dementsprechend assimiliert und als Held der Franzosen somit annehmbar. Rachid Mekloufi hingegen wurde in der ehemaligen Kolonie Frankreichs Algerien geboren, er spielte als Mannschaftsfuehrer von Sant Etienne in Frankreich erfolgreich Fussball, blieb aber sowohl persoenlich als auch politisch seiner Heimat verbunden. Als er im April 1958 kurzfristig die WM-Vorbereitungen in Frankreich abbrach, um in Algerien einem Team der 'Nationalen Befreiungsfront' (FLN) auf die Beine zu helfen, wurde er nationales Symbol fuer die Algerier. Noch einige Monate zuvor war Mekloufi, fuer Frankreichs Nationalmannschaft spielend, als Modellbeispiel der Integration von Algeriern in Frankreich gepriesen worden.
SaSch