Neurologische Manifestationen von Long-Covid im Spitzensport

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Reinsberger, Claus (Universität Paderborn / Sportmedizinisches Institut, Tel.: 05251 60-3180, reinsberger at sportmed.upb.de)
Forschungseinrichtung:Universität Paderborn / Sportmedizinisches Institut
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070111/22-24)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:05/2022 - 12/2022
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020220400070
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

Die sportmedizinische Begleitung von Leistungssportlern/-innen in der Corona-Pandemie und der sichere Wiedereinstieg in den Trainings- und Wettkampfbetrieb stellen eine neuartige Herausforderung dar. Besonders die derzeit unklaren langfristigen Folgen einer Covid-19 Erkrankung stehen dabei im Fokus. In diesem Zusammenhang werden zunehmend persistierende neurologische Symptome auch bei Patienten/-innen mit initialem milden Krankheitsverlauf berichtet. Das beantragte Projekt zielt darauf ab, zu untersuchen, wie sich Covid-19 nach der akuten Infektion, die sich vorrangig respiratorisch äußert, im Nervensystem manifestiert. Dabei liegt der Fokus auf Fatigue und dysautonomen Regulationsstörungen. Das Verständnis der Ausprägung einer Beteiligung des Nervensystems und neurologischer Manifestationen kann beim Assessment und Management von Sars-Cov-2 Patienten/-innen einen wichtigen Beitrag leisten, nicht zuletzt, weil sich hier auch Therapieoptionen (z.B. zur Optimierung der Regulation im autonomen Nervensystem (ANS) und als Biofeedback) ergeben. Um das Studienziel zu erreichen, werden neurophysiologische, kardiovaskuläre, respiratorische und Parameter des ANS vor und nach einer Ausbelastung bei Leistungssportlern/-innen im Rahmen einer zuvor durchgemachten SARS-CoV2-Infektion sowie einer gesunden Vergleichsgruppe erhoben.

Planung

Die Identifizierung der für die Studie geeigneten Probanden/-innen erfolgt in der digital vernetzten Datenbank des vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft finanzierten Projekts "Covid-19 im Spitzensport – Eine multizentrische Kohorten-Studie" (CoSmo-S).
Die Durchführung der Studie ist mit einer Studienpopulation geplant, die in zwei Kohorten eingeteilt wird. Kohorte 1 besteht aus Sportlern/-innen, die eine Covid-19 Erkrankung durchgemacht und sich im Rahmen des Projektes CoSmo-S in sportmedizinischen Studienzentren zur weiteren Abklärung und Einschätzung der sportlichen Belastbarkeit vorgestellt haben sowie andauernde Beschwerden in Folge der Erkrankung beklagen. Kohorte 2 besteht aus Sportlern/-innen, die zum Olympiakader, Perspektivkader oder Nachwuchskader 1 zugehörig sind und sich zu einer jährlichen sportmedizinischen Grunduntersuchung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) oder Deutschen Behindertensportverbands (DBS) in einem lizensierten Untersuchungszentrum vorstellen. Entsprechend des Konzepts einer "Matched Cohort Study" (Cummings, McKnight, & Greenland, 2003) erfolgt der Einschluss in die Kohorte 2 außerdem unter Berücksichtigung des Alters, Geschlechts, der Sportart und des Leistungszustandes der in die Kohorte 1 eingeschlossenen Sportler/-innen.
Alle Probanden/-innen durchlaufen die Untersuchungen an einem einzigen Termin im Rahmen ihrer sportmedizinischen Jahreshauptuntersuchung des DOSB. An diesem Termin werden die regulären medizinischen und Leistungstests inkl. einer körperlichen Ausbelastung (mit Spiro(ergo)metrie, Elektrokardiographie (EKG) etc.) durch neurophysiologische Messungen mittels Elektroenzephalographie (EEG) und Messung der elektrodermalen Aktivität (EDA) jeweils vor und nach der Ausbelastung ergänzt. Zusätzlich erfolgen fragebogengestützte Erhebungen und standardisierte neurokognitive Tests (vor Belastung), um die reguläre Untersuchung neurologisch zu supplementieren.

Ergebnisse

Die Studienergebnisse des beantragten Projektes dienen dem tiefergehenden Verständnis der mittel- und langfristigen Auswirkungen einer Covid-19 Erkrankung auf verschiedene Körpersysteme, mit besonderem Augenmerk auf das Nervensystem. Dadurch sollen weitere Hypothesen generiert und Ansatzpunkte für größere multizentrische Drittmittelanträge und Studien geschaffen werden. Das beantragte Projekt dient damit als Anhaltspunkt für die Abschätzung von Effektstärken, um etwaige größere Studien adäquat powern zu können. Durch die Erkenntnisse, die im Rahmen der Kohorte aus dem Leistungssport gewonnen werden, kann zudem eine Ausweitung pathomechanistischer Ansätze auf andere Populationen erfolgen. Dabei ist insbesondere die Wirkung von Sport im Allgemeinen in der Pathogenese von Long-Covid zu beachten. Zudem wurden Zielparameter und Methodik so ausgewählt, dass sich hieraus mögliche therapeutische Ansatzpunkte (z.B. Biofeedback oder Trainingsprogramme für ANS-Regulation) ableiten und im Rahmen zukünftiger Studien untersucht werden können.
Die Erkenntnisse des Projekts werden maßgeblich dabei helfen, individuelle und langfristige Folgen einer Covid-19 Erkrankung einschätzen zu können, um damit eine optimale sportmedizinische Betreuung zu erzielen. Die Charakterisierung Covid-19 spezifischer Einflüsse auf das Nervensystem trägt dazu bei, ein Therapie- und Return-to-Sport Konzept zu entwickeln, das ganzheitlich verschiedene Körpersysteme fokussiert und damit der multiorganischen Pathophysiologie einer Covid-19 Erkrankung gerecht wird. Die anhand der untersuchten Studienpopulation der Leistungssportler/-innen gewonnenen Erkenntnisse können auch in der praktischen Umsetzung als Modell dienen und auf andere Personengruppen übertragen werden. Diagnostische und oben erwähnte mögliche therapeutische Optionen können in Zusammenarbeit mit dem DOSB oder anderen Verbänden rasch in Anwendung gebracht werden.