Diagnostik und Training der Antizipation von Handballtorhüter*innen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Schorer, Jörg-Ralph (Universität Oldenburg / Institut für Sportwissenschaft, Tel.: 0441 798-3174, joerg.schorer at uni-oldenburg.fr)
Forschungseinrichtung:Universität Oldenburg / Institut für Sportwissenschaft
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070716/21-23)
Kooperationspartner:Deutscher Handballbund
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:04/2021 - 03/2023
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020210200014
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

Ziel dieses Projekts ist es, (1) auf den Ebenen von visueller Wahrnehmung und Informationsverarbeitung vermutete Gründe für den erschwerten Übergang vom Nachwuchs- zum Erwachsenenbereich herauszuarbeiten und (2) darauf aufbauend ein das reguläre Handballtraining ergänzendes videobasiertes Antizipationstraining in der Situation 1:1 sowie in Abstimmung mit der Abwehr, insbesondere bei Rückraumwürfen zu entwickeln, in der (Nachwuchs-)Leistungssportpraxis zu implementieren und zu evaluieren. Der letztgenannte Schritt soll helfen, den Torhüter*innen-Nachwuchs schneller an die Leistungsspitze heranzuführen. Gleichzeitig soll damit ein Antizipationstrainingstool entstehen, das nach Adaptation auch von den OK-Spieler*innen genutzt werden können.

Planung

Entsprechend der Zielstellung des Projekts gliederte sich das ursprüngliche Arbeitsprogramm in drei Studien:

* in Studie 1 wurde eine systematische Spielanalyse vorhandener Nationalmannschaftsspiele durchgeführt und darauf aufbauend ein Diagnostiktool zur systematischen Erfassung der Taktik der Torhüterinnen und Torhüter entwickelt.
* In Studie 2 wurde die Antizipationsleistung von Handballtorhüterinnen und -torhütern der ersten vier Ligen im Nachwuchs- und Erwachsenenbereich (N = 78, davon n= 28 Frauen) erfasst.
* In Studie 3 wurde ein Training der Antizipation von Torhüterinnen und -torhütern aus dem Nachwuchs- und Erwachsenenbereich (N = 19) entwickelt. Aufgrund der im Projektverlauf verzögerten Verfügbarkeit umfangreicher Videoaufzeichnungen sowie aufgrund ausgebliebener Gruppenunterschiede zwischen dem Nachwuchs- und Erwachsenenbereich und weiterer methodischer Bedenken, wurde das Trainingsprogramm nicht wie ursprünglich geplant umgesetzt. Stattdessen wurden zunächst die Erkenntnisse aus Studie 2 (Diagnostik) genutzt, um unter Einbezug hochklassiger Handballspielerinnen und -spieler die Videoauswahl für die Diagnostik anzupassen. Die überarbeitete Diagnostik diente anschließend der Erfassung der Antizipationsleistung in den Prä-, Post- und Retentionstests, die dann ein lediglich explorativ mit Torhüterinnen und Torhüter aus dem Nachwuchs- und Erwachsenenbereich durchgeführtes videobasiertes Training flankiert haben. Auf eine inferenzstatistische Auswertung wurde verzichtet.

Für die Durchführung der Arbeiten in den Studien 1-3 wurden Videoaufnahmen von Nationalmannschafts­spielen durch den Deutschen Handballbund e.V. zur Verfügung bereitgestellt. Die Aufnahmen standen aufgrund der COVID-19-Pandemie und damit einhergehenden Spielverschiebungen und -absagen erst im Januar 2022 vollständig zur Verfügung (ursprünglicher Plan im April 2021).

Daher ergänzte das Projektteam das beantragte Arbeitsprogramm um drei die Zielstellung unterstützende Untersuchungen:

* Zusatzstudie 1: Es wurde ein Review zum Training der Antizipation bei Torhüterinnen und Torhütern im Handball durchgeführt.
* Zusatzstudie 2: Es wurden Interviews mit Expertinnen und Experten (N = 6) zur Antizipation und Informationsnutzung in der Antizipation von Rückraumwürfen bei Torhüterinnen und Torhütern im Handball durchgeführt.

Zusatzstudie 3: Hier wurde darauf aufbauend eine Online-Befragung mit Handballtorhüterinnen und -torhütern (N = 110) zum Einfluss der Position der Werfenden und Blockposition auf die Antizipation von Rückraumwürfen durchgeführt.

Ergebnisse

Die Erkenntnisse der Studien wurden sowohl im wissenschaftlichen als auch sportpraktischen Kontext verbreitet und sollen auch nach Projektabschluss noch weitergeführt werden.
Transfer in den Verband DHB, Trainerinnen / Trainern und Spielerinnen / Spielern
• Die Ergebnisse der Studie 1 wurden den Verantwortlichen beim DHB zurückgemeldet, so dass die Taktik der Torhüterinnen und Torhüter im Rahmen der systematischen Spielanalyse von Rückraumwürfen analysiert und für Trainingszwecke genutzt werden kann.
• Die Ergebnisse von Studie 2 wurden den Torhüterinnen und Torhütern und falls von ihnen gewünscht auch ihren Trainerinnen und Trainern nach der Datenerhebung in Form eines Rückmeldungsbogens und mit einer Option auf Besprechung der Ergebnisse zurückgemeldet. Die Publikation der Ergebnisse wird derzeit im Projektteam vorbereitet.
• Die Ergebnisse der ersten Erhebungswelle von Studie 3 werden den Teilnehmenden nach Abschluss des Retentionstests und die Ergebnisse der Erhebungswelle 2 nach Abschluss der entsprechenden Datenerhebungen ebenfalls in diesem Format zurückgemeldet und publiziert.
• Die Ergebnisse des systematischen Reviews (Zusatzstudie 1) wurden mit den Verantwortlichen beim DHB besprochen und auf Basis dieser Ergebnisse wurden die Zusatzstudien 2 und 3 als „pandemiesichere“ Studien dem Projekt hinzugefügt.
• Die Ergebnisse der Zusatzstudie 2 wurden den an den semistrukturierten Interviews Teilnehmenden zunächst im Rahmen von ‚member reflections‘ mit Bitte um Rückmeldung zur Verfügung gestellt und anschließend aufbereitet und final zurückgemeldet.
• Die Ergebnisse von Zusatzstudie 3, der Online-Befragung zum Einfluss der Werfenden und Blockposition auf die Antizipation von Rückraumwürfen, werden zurzeit aufbereitet und zu gegebenem Zeitpunkt an den DHB zurückgemeldet.