Dysbalancen der Adaptation von Muskel und Sehne

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Arampatzis, Adamantios (Humboldt-Universität zu Berlin / Institut für Sportwissenschaft / Abteilung Sportmedizin, Tel.: 030 2093-46047, a.arampatzis at hu-berlin.de)
Forschungseinrichtung:Humboldt-Universität zu Berlin / Institut für Sportwissenschaft / Abteilung Sportmedizin
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070501/18-20)
Kooperationspartner:Olympiastützpunkt Berlin
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:11/2017 - 08/2020
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020171200111
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

Die Prävalenz von Überlastungsbeschwerden der Sehne ist bei Volleyballern auffallend hoch und steigt insbesondere im Jugendalter rapide. Ein geeignetes Konzept zur Prävention besteht bislang noch nicht. In eigenen Vorarbeiten konnte gezeigt werden, dass sich die adaptationswirksamen mechanischen Stimuli für Muskel und Sehne unterscheiden und es damit unter bestimmten Belastungsbedingungen zu Dysbalancen im Adaptationsverlauf kommen kann. Insbesondere scheinen plyometrische Belastungsformen zwar das Kraftpotential des Muskels zu erhöhen, nicht jedoch die mechanische Widerstandsfähigkeit der Sehne. Entsprechend konnte ein gestörtes Verhältnis der Muskel-Sehnen-Anpassung bei jugendlichen Volleyballathleten nachgewiesen werden. Der Einsatz eines eigens entwickelten spezifischen Sehnentrainings könnte die mechanische Kräftigung der Sehne gegenüber dem Muskel fördern, die chronische Beanspruchung der Sehne reduzieren und das Risiko für überlastungsinduzierte Beschwerden senken.

Planung

Es werden insgesamt 32 jugendliche Volleyballathleten aus dem Leistungssport rekrutiert. Sechzehn werden die Kontrollgruppe bilden und das übliche sportspezifische Training verfolgen, während die experimentelle Gruppe, bestehend aus weiteren16 Athleten, spezifische Übungen zur gezielten Stimulation der Sehnenanpassung in ihr Trainingsprogramm integrieren. An vier Messterminen über einen Jahreszyklus werden die mechanischen und morphologischen Eigenschaften der Knieextensoren und der Patellarsehne, sowie pathologische Veränderungen der Sehne, mittels inverser Dynamik, Elektromyographie, Ultraschall und Magnetresonanztomographie bestimmt. Eine durch das spezifische Sehnentraining ausgelöste Reduktion der Dysbalancen in der Muskel- und Sehnenadaptation sollte sich in den gemessenen Beanspruchungsparametern der Sehne (maximale Dehnung und Spannung) manifestieren. Darüber hinaus ist ein positiver Effekt auf die Inzidenz pathologischer Veränderungen der Sehne zu erwarten.

Ergebnisse

Der Beleg der Wirksamkeit eines auf der Basis systematischer Forschungsbemühungen entwickelten spezifischen Sehnentrainings hinsichtlich der Vermeidung muskulo-tendinöser Dysbalancen und der Reduktion tendinopathischer Symptomatik würde die Grundlage für interventionsbasierte Präventionsstrategien bilden. Neben den erwarteten positiven Effekten auf die Beanspruchung und Gesunderhaltung der Sehne, steigern die durch den spezifischen Belastungsreiz ausgelösten Adaptationsprozesse funktionelle Qualitäten, die insbesondere in den Sportarten leistungsdeterminierend sind, in denen auf der anderen Seite die Prävalenz von Überlastungsbeschwerden ungewöhnlich hoch ist. Demnach ließe sich ein derartiges Präventionskonzept ausgezeichnet in die leistungssportliche Trainingspraxis in Sprungsportarten wie Volleyball, Basketball oder leichtathletischen Sprungdisziplinen integrieren. Darüber hinaus könnten Parameter zur Quantifizierung der Uniformität von Muskel- und Sehnenadaptation (e.g. maximale Dehnung der Sehne während isometrischer Kontraktionen) als diagnostischer Marker zur Abschätzung des Verletzungsrisikos und zur Evaluation trainingssteuernder Maßnahmen etabliert werden.
Durch die gute Zusammenarbeit des Antragsstellers mit dem Olympiastützpunkt Berlin wird ein direkter Transfer von Forschungsergebnissen in die leistungssportliche Praxis geschaffen. So werden gewonnene Erkenntnisse in Workshops an Trainer und Athleten vermittelt um auf der einen Seite die Entwicklung der körperlichen Leistungsfähigkeit Sportler zu optimieren und auf der anderen Seite verletzungspräventive Maßnahmen im Trainingsprozess zu etablieren. Darüber hinaus werden bei Vorträgen auf Tagungen und Kongressen relevante Ergebnisse der wissenschaftlichen Gemeinschaft zugänglich gemacht. Letztlich finden die gewonnenen Informationen in Form von wissenschaftlichen Publikationen Einzug in internationale Fachzeitschriften.