Sportpsychologisches Training als fester Ausbildungsbestandteil an Eliteschulen des Sports am Beispiel der Eliteschule

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Alfermann, Dorothee (Universität Leipzig / Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik, Tel.: 0 341 9731633, alfermann at uni-leipzig.de)
Mitarbeiter:Preis, Franziska
Forschungseinrichtung:Universität Leipzig / Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 071002/12-14)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:06/2012 - 05/2014
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PR020120700146
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Zusammenfassung

I: Vorhabensziel
Ziel ist es, die Sportpsychologie im Rahmen einer gesamtschulischen Weiterentwicklung in den Tagesablauf junger Nachwuchsleistungssportler als auch in das Verbundsystem Schule - Leistungssport (inkl. Trainer, Lehrer und Schulleitung) zu integrieren. Durch intrapersonelles (Beratung und Betreuung am Athleten selbst) als auch interpersonelles Coaching (Arbeit mit Trainern und Lehrern zur Verbesserung der interpersonellen Beziehung) wird eine verbesserte Selbstorganisations- und regulationsfähigkeit des Athleten und eine größere Effektivität des Gesamtsystems Eliteschule des Sports zur besseren Belastungsbewältigung angestrebt. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Wirksamkeitsüberprüfung der durchgeführten Interventionen zur Steigerung
personaler und umweltbezogener Ressourcen auf Seiten junger Nachwuchsleistungssportler.
II: Arbeitsplanung
Es handelt sich um eine quasi-experimentelle Querschnittsstudie mit quantitativen Methoden (basierend auf dem "Four-Levels" Evaluationsmodell nach Kirkpatrick & Kirkpatrick, 2006). Ein dreistufiges Messdesign mit Versuchs- und Wartekontrollgruppe soll kurz- als auch mittelfristige Effekte der intrapersonellen (3-monatiges Gruppentraining für Athleten inkl. 1 obligatorisches Einzelgespräch pro Athlet, 3-monatige Selbstbeobachtungsphase mit schriftlichen Hilfestellungen) als auch interpersonellen Interventionen (Trainer- und Lehrercoaching) überprüfen. Insgesamt sind ca. 250 Athleten der 7.-10. Klasse zzgl. Trainer und Lehrer an
den Maßnahmen beteiligt.
III: Geplante Ergebnisverwertung
Es werden Rückmeldungen mit Handlungsempfehlungen an alle Beteiligten (Athleten, Trainer, Lehrer, Schulleitung) gegeben. Mitteilungen an den Olympiastützpunkt, Landessportbund, Verbände und Öffentlichkeit
sollen sicher stellen, dass die anonymisierten Ergebnisse allen Kooperationspartnern der Schule bekannt gemacht werden. Die Veröffentlichung praktischer Handanweisungen sollen sowohl für den Bereich der Eliteschulen im Speziellen als auch für den Bereich der praktischen Sportpsychologie im Allgemeinen
(Spitzenbetreuung von Athleten und Trainern) zur Verfügung stehen.

(Zwischen)Ergebnisse

Zur Erfassung kurz- und mittelfristiger Effekte wurden zweifaktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung mit dem Statistikprogramm SPSS durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass das SAT erwartungskonforme Effekte auf die definierten abhängigen Variablen aufwies. Durch die Intervention konnten zu Gunsten der Versuchsgruppe die Positive Selbstmotivierung im Training [F(2,277) = 6.31, p < .01, η2 = .04; kurzfristig: d = 0.35; mittelfristig: d = 0.43] und die Negative Emotionalität [F(2,277) = 4.70, p < .05, η2 = .03; mittelfristig: d = 0.37] als Komponenten der Selbstregulation verbessert werden. Bei der Ressource Wettkampfängstlichkeit zeigten sich kurz- und mittelfristig signifikante Verbesserungen in den Komponenten Somatische Ängstlichkeit [F(2,277) = 3.58, p < .05, η2 = .02] und Besorgnis [F(2,277) = 3.47, p < .05, η2 = .02]. Des Weiteren wurden durch das SAT drei Komponenten des Erholungs-Belastungszustands optimiert. Dies betraf die Allgemeine Erholung [F(2,277) = 4.33, p < .05, η2 = .03; kurzfristig: d = 0.25, mittelfristig: d = 0.36], die Soziale Erholung [F(2,277) = 2.64, p < .10, η2 = .01; d = 0.47] und die Selbstregulation [F(2,277) = 5.13, p < .01, η2 = .03; d = 0.24] (jeweils mittelfristig). Die Selbstwirksamkeitserwartung als übergeordnete Zielvariable konnte ebenfalls durch die Intervention gesteigert werden [F(2,277) = 6.92, p < .01, η2 = .04; kurzfristig: d = 0.31, mittelfristig: d = 0.30]. Die Moderatoren hatten überwiegend keinen Einfluss auf die Effekte der Intervention. Weiterhin zeigten sich gute Werte innerhalb der Prozessevaluation (z.B. 86% Weiterempfehlungsquote, zu mindestens 75.25% wurden die Zielstellungen der Intervention erfüllt). Die vorliegende Studie zeigt, dass durch das SAT ein großes Repertoire an Stressbewältigungsstrategien geschult werden kann, welche zur Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartung führen. In zukünftigen Studien sollten langfristige Effekte untersucht werden, um die Stabilität der nachgewiesenen Effekte zu überprüfen. Aufgrund einer zu geringen Probandenzahl konnte die angestrebte Trainerintervention zur Steigerung sozialer Ressourcen nicht im Hinblick auf deren Wirksamkeit überprüft werden. Ebenso konnten keine Erkenntnisse für Lehrerfortbildungen gewonnen werden.