Strukturelle Entwicklungen von Sportvereinen – eine empirische Analyse im Sportbund Pfalz

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Emrich, Eike (Universität Saarbrücken / Sportwissenschaftliches Institut / Arbeitsbereich Sportsoziologie, Tel.: 0681 302-4170, e.emrich at mx.uni-saarland.de)
Mitarbeiter:Anthes, Erik
Forschungseinrichtung:Universität Saarbrücken / Sportwissenschaftliches Institut / Arbeitsbereich Sportsoziologie
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:11/2005 - 12/2008
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020081200285
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

I Vorhabensziel:
Ziel der Arbeit ist die Prüfung von in den vergangenen Jahren in der sportsoziologischen und
-ökonomischen Literatur geäußerten Annahmen bezüglich der strukturellen Entwicklung von Sportvereinen - wobei in diesem Zusammenhang vor allem individualisierungstheoretisch, wertewandeltheoretisch sowie systemtheoretisch gefärbte Aussagen zu nennen sind.
Es erfolgt zudem die Prüfung empiriebasierter Aussagen, welche im Allgemeinen soziale Wandlungsprozesse im Sportvereinswesen negieren und die hohe Strukturstabilität sowie die Umweltunabhängigkeit von Sportvereinen betonen.
II Arbeitsplanung:
Die Arbeit basiert auf Sportvereinsstrukturdaten, die von Eike Emrich, Werner Pitsch und Vassilios Papathanassiou in den Jahren 1995 (FISAS Sportbund Pfalz, publiziert 1998), 1996 (Bundesdeutsche FISAS; publiziert 2001) und 2004 (Folgeuntersuchung FISAS Pfalz; nicht publiziert) im Sportbund Pfalz erhoben wurden. Aus den drei Querschnitten, die im Trenddesign grundsätzlich die Analyse von Nettovänderungen erlauben, können zudem auf Grund von Mehrfachbefragungen Paneldaten gewonnen werden, welche wiederum intraindividuelle Veränderungen bzw. Bruttoveränderungen bei den Organisationen sichtbar werden lassen. Ein statistisches Hybridmodell, das die Ermittlung sowohl der α- als auch der β-Fehlerwahrscheinlichkeit beinhaltet, erlaubt darüber hinaus eine Prüfung der Hypothesen nach gleichermaßen strengen Annahme- bzw. Ablehnungsbedingungen. Die Interpretation der Ergebnisse erfolgt auf der Folie einer empiriebasierten Theorie der Sportvereine, die von Eike Emrich, Werner Pitsch und Vassilios Papathanassiou vor allem in den Jahren 1999 („Sportvereine im Blickpunkt: Strukturelemente, Umweltverflechtungen und Selbstverständnis saarländischer Sportvereine“) und 2001 („Die Sportvereine. Ein Versuch auf empirischer Grundlage“) expliziert wurde.
III Geplante Ergebnisverwertung:
Die Ergebnisse der Arbeit und deren Interpretation dienen primär als weiterer Baustein der unter II angesprochenen empiriebasierten Theorie. Die Besonderheit liegt in der Betonung des Entwicklungsaspekts von Sportvereinen sowohl auf der kollektiven als auch auf der individuellen Ebene – also Entwicklungen von Sportvereinen im Allgemeinen und Entwicklungen im einzelnen Sportverein.
Zudem wird in der Diskussion das Erfordernis einer theoretischen Mehrebenenbetrachtung erneut hervorgehoben (wie schon bei Emrich, Papathanassiou und Pitsch 1999 sowie Nagel 2006) und die mangelnde Beleuchtung der Mikroebene, also der Ebene der Individuen in Sportvereinen, betont und argumentativ fundiert. Aufgegriffen wird darüber hinaus der neoinstitutionalistisch geprägte Theorieansatz von Brunsson („The organization of Hypocricy“, 1989), welcher zum ersten Mal in der FISAS 1996 von Emrich, Pitsch und Papathanassiou in den sportwissenschaftlichen Diskurs eingeführt und empirisch geprüft wurde (vgl. 2001).

(Zwischen)Ergebnisse

Sportvereine stellen sich als soziale Gebilde mit einer extrem hohen Strukturstabilität heraus: Sie wachsen in ihrem Mitgliederbestand leicht an, bleiben in ihren Angebotsvolumina und -inhalten weitestgehend konstant und stellen ihre Leistungen fast ausschließlich und ohne Anzeichen von diesbezüglichen Mangelerscheinungen durch ehrenamtliches Engagement ihrer Mitarbeiter bereit - wobei dies sowohl für die kollektive als auch für die individuelle Ebene der Vereine gilt! Die Strukturstabilität der Sportvereine ist dabei unabhängig von (konkurrenzspezifischen) Veränderungen in der direkten Vereinsumwelt. Weder eine quantitative Zunahme an alternativen Sportanbietern noch ein eventuelles Anwachsen von Angebotsüberschneidungen mit diesen Anbietern haben demnach Auswirkungen auf Entwicklungen der Sportvereinsstrukturen, also beispielsweise den Mitgliederbestand, die Mitglieder- oder auch die Abteilungsstruktur. Letztlich ist interessant, dass sich Sportvereine im Rahmen ihrer Selbstdarstellung anders präsentieren, als dies vor dem Hintergrund faktischer Gegebenheiten zu erwarten gewesen wäre. So behaupteten zwar im Sinne der Legitimationsfunktion mehr Vereine signifikant und in praktisch bedeutsamem Maße Anzeichen für eine intensivere Breiten- und Freizeitsportorientierung - auf der Ebene der qualitativen Angebotsentwicklung aber sind keinerlei Hinweise für solche Tendenzen nachweisbar.