Erziehung durch Sport - auf dem Weg zu einer Internationalen Akademie des Sports für alle

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Eichberg, Henning (Süddänische Universität / International Movement Studies , Tel.: 0045-585 70929, henningeichberg at ifo-forsk.dk)
Mitarbeiter:Hartmann, Herbert; Jarvie, Grant; Jespersen, Ejgil ; Kosiewicz, Jerzy; Midol, Nancy; Pavlin, Tomaz
Forschungseinrichtung:Süddänische Universität / International Movement Studies
Finanzierung:Europäische Union
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:04/2002 - 12/2004
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020060300077
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

"Sport für alle", wie er seit den 1960er Jahren lanciert wurde, hat seinen Ursprung teils in einem breiten Spektrum von Volkssportbewegungen in verschiedenen Teilen Europas, teils in öffentlich-staatlichen Wohlfahrtsstrategien und teils in individuellen Bedürfnissen nach Fitness und sozialer Interaktivität. Aus den neuen und untereinander durchaus nicht widerspruchsfreien Bedürfnissen ergibt sich die Notwendigkeit einer neuen Pädagogik. Es wird notwendig, Sportleiter auf eine neue Weise - d.h. jenseits der Traditionen des Leistungssports - auszubilden. Systeme formeller Ausbildung versuchen, dieser Herausforderung zu entsprechen, während sich gleichzeitig eine grosse Vielfalt von non-formellen Ausbildungen an der Basis des Breitensports entfaltet, von denen einige die Tradition von über einem Jahrhundert weiterführen. Wie können die Erfahrungen und erzieherischen Praktiken des "Sport für alle" auf der europäischen Ebene einander begegnen? Diese Frage führte zur Idee einer Internationalen Akademie des Sports für alle (IASFA), die vom Internationalen Sport- und Kulturverband (ISCA) entwickelt und von der Europäischen Kommission bezuschusst wurde. Die Initiativgruppe der Akademie bat eine internationale Gruppe von Forschern, Wissen zum aktuellen Status der Ausbildung im Breiten- und Volkssport zu sammeln - zu Strukturen und Bedürfnissen der Sportleiterausbildung als solcher sowie insbesondere zu Methoden und Inhalten aus den einzelnen Ländern, die es verdienen, im internationalen Austausch beachtet und weiterentwickelt zu werden.

(Zwischen)Ergebnisse

Auf der Grundlage von Materialien aus elf Ländern beschreibt der Report Herausforderungen einer pädagogischen Philosophie des „Sport für alle“, die sich von der Leistungsphilosophie und Wettkampfpädagogik des Spitzensports absetzt. Breitensport basiert auf dem praktischen körperlichen Können und dem freiwilligen Engagement der Teilnehmer. Im Gegensatz zu den hoch formalisierten Mustern des Spitzensports entwickelt der Volkssport sich durch informelle und nonformelle Prozesse körperlichen Tuns und gegenseitiger Erziehung. Formelle Bildungssysteme tendieren dazu, diese wichtigen Dimensionen volklich-zivilgesellschaftlicher Praxis zu kolonisieren. Das macht eine Politik der Anerkennung notwendig – Anerkennung nonformeller Praxis. „Sport für alle“ erfordert eine Differenzierung zwischen Erziehung (oder Bildung) für den Sport, mittels des Sports und durch den Sport. Erziehung für den Sport (education for sport) entwickelt technische Kompetenz. Sie wird typischerweise innerhalb des Leistungssports und seiner spezialisierten Sportarten angewandt. Aber auch der Breitensport hat hier einen gewissen Bedarf, ausser im Bereich des Organisationsmanagements etwa in den Bereichen der traditionellen Spiele, des Natursports und der Festkultur. Erziehung mittels des Sports (education by sports) nutzt körperliche Aktivität instrumentell zur Erreichung gewisser sozialer Ziele. Dazu gehören Volksgesundheit, soziale Integration und ethnische Konfliktlösung. In dieser Beziehung befindet sich der Breitensport in der Nähe öffentlich-staatlicher Wohlfahrtsstrategien. Erziehung durch Sport (education through sports) ist ein Weg, der durch körperliche Praxis hindurch existentielles Lernen zwischen den Menschen bewirkt. Volkssport ist persönliche Entwicklung durch körperliche Begegnung und Bewegung. Als eine „Schule für das Leben“ dient er der Vertrauensbildung. Eine zukünftige internationale Breitensportakademie wird besonders diesen Bereich zu entwickeln haben: Erziehung als Befähigung (enabling) des Menschen, als Ermutigung (encouragement) von Praxis und Ermächtigung (empowerment) des sozialen Zusammenspiels. Durch Vertrauensbildung innerhalb und zwischen den europäischen Demokratien trägt der Volkssport zur demokratischen Kultur innerhalb der Zivilgesellschaft bei. Erziehung durch Sport ist damit – oder kann sein – basale demokratische Bildung. Und „Sport für alle“ ist – oder kann sein – ein Weg der „verkörperten Demokratie“.