Soziale Integration von Sportvereinsjugendlichen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Baur, Jürgen (Universität Potsdam / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportsoziologie/Sportanthropologie, Tel.: 0331 977-1050, baur at rz.uni-potsdam.de); Burrmann, Ulrike (Universität Potsdam / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportsoziologie/Sportanthropologie, Tel.: 0331 977-1455, burrmann at uni-potsdam.de)
Mitarbeiter:Nobis, Tina (Universität Potsdam / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportsoziologie/Sportanthropologie, Tel.: 0331 977-1052, nobis at uni-potsdam.de); Fussan, Nancy (Universität Potsdam / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportsoziologie/Sportanthropologie, Tel.: 0331 977-1052, fussan at uni-potsdam.de)
Forschungseinrichtung:Universität Potsdam / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportsoziologie/Sportanthropologie
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 080903/05-06)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:03/2005 - 03/2007
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020060200014
Quelle:www.sport.uni-potsdam.de

Zusammenfassung

Unter der forschungsleitenden Frage nach der sozialen Integration sportvereinsorganisierter Jugendlicher werden im Rahmen des Forschungsprojektes im Wesentlichen drei Fragestellungen untersucht: 1) Soziale Integration in Gleichaltrigengruppen: Wird über die Mitgliedschaft in Sportvereinen die soziale Integration der Heranwachsenden in Gleichaltrigengruppierungen und in die Kultur der Gleichaltrigen gefördert? 2) Soziale Integration in die Vereinsgemeinschaft: Inwiefern gelingt den Sportvereinen die soziale Integration der jugendlichen Mitglieder in die Sportvereinsgemeinschaft? 3) Gesellschaftliche Integration: Leisten die Sportvereine einen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration, indem sie die Heranwachsenden zu politischer Partizipation und zu bürgerschaftlichem Engagement in der Zivilgesellschaft anregen? In Anbetracht der aktuellen gesellschaftlichen und sozialen Relevanz der „Migrations- und Integrationsthematik“, die auch den Bereich des organisierten Sports betrifft, erfolgt eine Erweiterung des Forschungsprojektes um vier Fragestellungen: 1) In welchem Umfang sind junge Menschen mit Migrationshintergrund am vereinsorganisierten Sport beteiligt und wie gestalten sie ihre Sportvereinsengagements? 2) Inwiefern fördert die Beteiligung Jugendlicher mit Migrationshintergrund am vereinsorganisierten Sport deren Einbindung in die Gleichaltrigenkultur bzw. in Peer-Netzwerke? 3) Fördern Sportvereine darüber hinaus die gesellschaftliche Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, indem sie politische Interessen, demokratische Orientierungen und Bürgersinn fördern? 4) Sind Jugendliche, die in Sportvereinen organisiert sind, weniger fremden- und ausländerfeindlich als nicht sportvereinsgebundene Jugendliche? Die Bearbeitung der Fragestellungen erfolgt auf der Grundlage systematischer Sekundäranalysen vorliegender Jugend(sport)surveys.

(Zwischen)Ergebnisse

1) Im Hinblick auf die soziale Integration in die Gleichaltrigenkultur wurde unter Bezugnahme auf das Konzept „sozialer Netzwerke“ die Einbindung sportvereinsorganisierter Jugendlicher in Peer-Netzwerke sowie die Qualität ihrer Peerbeziehungen im Vergleich zu nicht sportvereinsgebundenen Jugendlichen untersucht. Es finden sich verschiedene Anhaltspunkte für eine festere Einbindung in Peer-Netzwerke bei den Sportvereinsmitgliedern: Im einzelnen gehören sie häufiger einer Clique an, berichten über zentralere Positionen in ihren Peer-Netzwerken und benennen häufigere Peerkontakte. Auch hinsichtlich der Qualität der Peerbeziehungen finden sich Unterschiede derart, dass vereinsorganisierte Jugendliche über intensivere und sozial unterstützendere Beziehungen zu Gleichaltrigen berichten als nicht vereinsgebundene Jugendliche. Im Hinblick auf die Integration in die Gleichaltrigenkultur dürfte auch die konkrete Ausgestaltung des Sportvereinsengagements der Jugendlichen von Bedeutung zu sein, insbesondere die Beteiligung am Wettkampfsport scheint zumindest in einigen Aspekten eine stärkere Integration begünstigen zu können. 2) Im Hinblick auf die gesellschaftliche Integration der Jugendlichen verweisen die Daten auf Unterschiede zwischen vereinsorganisierten und nicht vereinsgebundenen Heranwachsenden im Hinblick auf Aspekte des politischen Interesses und der politischen Partizipation. So liegt beispielsweise der Anteil politisch interessierter Sportvereinsmitglieder signifikant über dem der Nicht-Mitglieder. Sozialstrukturell differenzierte Auswertungen verweisen jedoch auch auf Selektionseffekte, die bei der Interpretation der Unterschiede zu berücksichtigen sind. 3) Hinsichtlich der Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund am vereinsorganisierten Sport zeigt sich, dass Sportvereine auch im Hinblick auf diese Bevölkerungsgruppe Bindungskräfte können. Die Daten sprechen jedoch nicht dafür, dass Sportvereine tatsächlich einen „Sport für alle“ bieten. Insbesondere für weibliche Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie für jene mit geringem Bildungsniveau scheint der Zugang zum Sportverein nicht barrierefrei zu sein. Während der Zugang zum Sportverein offenbar nicht für alle demografischen Gruppen gleichermaßen leicht ist, scheinen hinsichtlich der Ausgestaltung der Sportengagements im Verein keine Unterschiede zu bestehen: Wenn Jugendliche mit Migrationshintergrund den Weg in die Sportvereine finden, beteiligen sie sich genauso häufig am Wettkampfsport und üben mit ebenso großer Wahrscheinlichkeit ein Amt aus wie jene ohne Migrationshintergrund. Insgesamt verweisen die sekundäranalytischen Befunde sowohl auf Integrationspotenziale als auch -barrieren der Sportvereine.