Vermarktung von Teamsport in ressourcenschwachen Umfeldern

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Klein, Marie-Luise (Universität Bochum / Fakultät für Sportwissenschaft / Lehr- und Forschungsbereich Sportmanagement und Sportsoziologie, Tel.: 0234 3223842, marie-luise.klein at rub.de); Kurscheidt, Markus (Universität Bochum / Fakultät für Sportwissenschaft / Lehr- und Forschungsbereich Sportmanagement und Sportsoziologie, Tel.: 0234 32-23781, Markus.kurscheidt at rub.de)
Mitarbeiter:Drewitz, Stefan; Mielke, Gabriele
Forschungseinrichtung:Universität Bochum / Fakultät für Sportwissenschaft / Lehr- und Forschungsbereich Sportmanagement und Sportsoziologie
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070906/05-06)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:04/2005 - 12/2007
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020050800356
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Unter ökonomischen Gesichtspunkten sind die gesellschaftlichen Umfelder vieler und sogar der meisten Teamsportarten als vergleichsweise ressourcenschwach einzuordnen (insbesondere im Vergleich zur 1. BL Fußball). Dies hat bereits zu spürbaren Problemen in den finanziellen und sportlichen Perspektiven der Vereine und Ligen geführt. Zwischen den Mannschaftssportarten wie auch innerhalb der einzelnen Sportarten sind dabei starke Unterschiede im Ressourcenzugang zu verzeichnen. Während die öffentliche und wissenschaftliche Diskussion bisher bei der Betrachtung der Topligen einzelner Sportarten, hier vor allem der Vermarktungssituation im Profi-Fußball, stehen geblieben ist, will das Forschungsvorhaben in einer vergleichenden marktbezogenen Analyse der wichtigsten Teamsportarten in Deutschland auch untere Ligen einbeziehen.
Alle Mannschaftssportarten stehen - so die These - an ihrem regionalen Standort untereinander in teils scharfer Konkurrenz um Zuschauer, (kleine bis mittelständige) Sponsoren und eine leistungsfähige Sportstätteninfrastruktur. Sie unterliegen folglich einem hohen Positionierungsdruck, um sich in einem sportarten- und ligenübergreifenden Wettbewerb um Ressourcen auf regionalen Wirtschaftsmärkten zu behaupten. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, diese multidimensionalen sportarteninternen und ?externen (sozio )ökonomischen Disparitäten empirisch zu erfassen und zu erklären. Dabei sollen die bisherigen ökonomischen, abstrakten Erklärungsmodelle um eine regionale sozio-ökonomische und -kulturelle Perspektive erweitert und ein regional-komparatives Vermarktungsmodell des Ligasports entwickelt werden. Entscheidungsträger im Ligasport können mit den Projektergebnissen strategische Ansatzpunkte für ihre Sportarten identifizieren, wie sie sich in den für sie relevanten Märkten erfolgreich positionieren und das (lokale bzw. regionale) Zuschauer- und Sponsoringvolumen steigern können. Damit werden auch Wege zu einer besseren Ausschöpfung privater Finanzierungsmöglichkeiten im breiten Feld des Teamsports aufgezeigt, die eine nennenswerte Entlastung staatlicher Sportfinanzierung bedeuten könnten.
Das Untersuchungsdesign zur Analyse regionaler Ligasport-Märkte beinhaltet die Erfassung der Variablen (1) Attraktivität der Sportart (u.a. operationalisiert durch deren historische lokale Verankerung, die Zahl aktiver Vereinsmitglieder, sportliche Erfolge, mediales Potential, z.B. Stars), (2) spezifische Standortkonstellationen (Kapazitäten und Ausstattung der Stadien und Sporthallen, Bevölkerungszahl sowie Wirtschaftskraft der Region) und (3) die Ausgestaltung des Liga- und Vereinsmanagements (Ligenstrukturen, Vermarktungsstrukturen und -praxis). Untersucht werden die Teamsportarten Handball, Basketball, Eishockey und Fußball, letztere als Benchmark für die übrigen Sportarten. Empirischer Kern der Studie ist die Erhebung und multivariate Auswertung quantitativer Vereins- und Verbandsdaten für alle Bundes- und Regionalligen der genannten Sportarten (Vereinsbudgets, Zuschauerzahlen und Umsätze, Einnahmen aus Sponsoring, TV-Einnahmen und Übertragungszeiten) sowie sozio-ökonomischer Daten der Vereinsstandorte. Darüber hinaus werden Experteninterviews mit für den Teamsport Verantwortlichen in Verbänden und ausgewählten Vereinen, mit Vertretern großer Marketingagenturen sowie Sportdezernenten ausgewählter Städte geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.

(Zwischen)Ergebnisse

Knappes ausgewähltes Fazit zu den zentralen empirischen Ergebnissen: Nach den Befunden sind die offensichtlich außersportlich bedingten Ressourcennachteile des Teamsports in den neuen Bundesländern sowohl sport- als auch verteilungspolitisch bedenklich, zumal für die Zukunft zu befürchten ist, dass sich die geringeren Entwicklungschancen ohne gezielte Maßnahmen perpetuieren. Dies spricht allerdings nicht generell für eine Ostförderung. Vielmehr werden Verbesserungen im Management in den Teamsportklubs, vor allem in den unteren Ligen, oftmals verkannt. Hier wären Initiativen zu einer stärkeren Vernetzung, aber auch Sensibilisierung der Vereinsverantwortlichen für Investitionen in die Vermarktungsstrukturen seitens der Sportverbandspolitik angezeigt. Die fortschreitende Ökonomisierung in den führenden Mannschaftssportarten macht es immer schwerer, die wirtschaftlichen Herausforderungen des Auf- und Abstiegs zu bewältigen. In diesem Bereich ist zukünftig mehr Beratung und Förderung der Klubs (in diesen Marktsegmenten) gefragt. Die Tendenzen im Ligenmanagement deuten jedoch eher auf weitere Belastungen der unterklassigen Klubs infolge - im Grundsatz durchaus berechtigter - höherer Sicherheits- und Komfortansprüche etwa an die Sportinfrastruktur hin. Letztlich ist damit indirekt immer die Kommune betroffen und mag bisweilen entsprechendem Anspruchsdruck ausgesetzt sein. Aus ökonomischer Sicht ist aber zunächst eine effektivere Ausschöpfung der autonomen Vermarktungspotenziale vom Sportsystem zu fordern.