Rechtsmedizinische Obduktionsstudie (Längsschnitterhebung) zu Sporttodesfällen mit spezieller Subgruppenanalyse von Todesfällen bei Kindern und Jugendlichen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Parzeller, Markus (Universität Frankfurt am Main / Klinikum und Fachbereich Medizin / Zentrum der Rechtsmedizin, Tel.: 069 79824559, craschka at gmx.de)
Mitarbeiter:Raschka, Christoph (Universität Frankfurt am Main / Institut für Sportwissenschaften, Tel.: 069 798-24559, Raschka at firemail.de); Bratzke, Hansjürgen; Bux, R.
Forschungseinrichtung:Universität Frankfurt am Main / Klinikum und Fachbereich Medizin / Zentrum der Rechtsmedizin
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2001 -
Schlagworte:
Tod
Erfassungsnummer:PR020020100034

Zusammenfassung

Diese retrospektive epidemiologische Sektionsstudie umfasst einen Zeitraum von 29 Jahren (1972-2000) und basiert auf 28704 Obduktionen des Zentrums der Rechtsmedizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie gibt einen Überblick über die Ursachen des des plötzlichen, natürlichen Zwischenfalls beim Sport. Sie bestätigt in ihren Resultaten die Ergebnisse von SAUDIS und einer internationalen Querschnittserhebung in den drei deutschsprachigen Ländern Österreich, Schweiz und Deutschland bezüglich der Dominanz der koronren Herzkrankheit als Ursache plötzlicher Todesfälle während der Sportausübung.
Im Untersuchungskollektiv betrafen auch 4 / 100 Fällen Kinder und Jugendliche. Da eine Befreiung vom Schulsport für Kinder stigmatisierend wirken kann, ist ein besonderes Einfühlungsvermögen des Arztes bei der Aufklärung junger Patienten und ihrer Eltern erforderlich. Eine straf- oder zivilrechtliche Haftungs des Arztes oder des Lehrers bedarf der Überprüfung des Einzelfalls.

(Zwischen)Ergebnisse

95 % der Sporttodesfälle betrafen Männer (Durchschnittsalter 53,6 Jahre) , 5 % Frauen (Durchschnittsalter 36,4 Jahre). Die häufigste Todesursache waren ein Herzinfarkt (frischer Myokardinfarkt n = 23, Durchschnittsalter 48,8 Jahre; Reinfarkt n = 22, Durchschnittsalter 60,9 Jahre) oder ein akutes Herzversagen aufgrund einer stenosierenden Koronarsklerose (n = 25; Durchschnittsalter 56,9 Jahre). Weiter wichtige Todesursachen waren die Myokarditis (n = 4; Durchschnittsalter 46,8 Jahre) bzw. der Verdacht auf eine Myokarditis (n = 2; Durchschnittsalter 26,5 Jahre) vor vereinzelten Todesursachen wie akutem Rechtsherzversagen, chronischer abakterieller Endokarditis, rupturiertem Aortenaneurysma und nicht obstruktiver hypertropher Kardiomyopathie. 77 Todesfälle ereigneten sich während der Sportausübung und in 20 Fällen im unmittelbaren Anschluss. Bei einem 8 Jahre alten Schüler wurde als Todesursache ein plötzliches Herzversagen bei vorbestehender Mitralinsuffizienz und einem akuten Infekt mit einer fraglichen Myokarditis angesehen. Bei einem 9-jährigen Jungen ergab die Obduktion eine variante Anlage der Koronarien mit nur einem Ostium und eine Verplumpung der Mitralsegel, die histologisch als abakterielle rezidivierende Endokarditis gewertet wurde. Bei einem 13-jährigen Jungen zeigten sich Hinweise auf eine durchgemachte Myokarditis. Bei einem 15-jährigen Mädchen asiatischer Abstammung wurde eine nichtobstruktive hypertrophe Kardiomyopathie diagnostiziert. Lichtmikroskopisch ließen sich eine ausgeprägte Hypertrophie der Myokardiozyten, ihre synzyziale Anordnung sowie eine deutliche retikuläre Fibrose sichern. Während bei dem Mädchen die bekannte Erkrankung bisher klinisch inapparent war, sind die drei Jungen als kardiologisch unauffällig beschrieben worden. Obwohl das Mädchen vom Schulsport befreit worden war, verschwieg es dies und nahm trotzdem am Sportunterricht teil..