Verhalten der Herzfrequenzvariabilität bei Dauerbelastungen unterschiedlicher Intensität

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Heck, Hermann; Schulz, Henry (Universität Bochum / Fakultät für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportmedizin, Tel.: 0234 3223172, Henry.Schulz at Ruhr-Uni-Bochum.de)
Mitarbeiter:Horn, Andrea
Forschungseinrichtung:Universität Bochum / Fakultät für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportmedizin
Finanzierung:Hans und Gerti Fischer Stiftung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:02/1998 - 12/2000
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020000106454

Zusammenfassung

In der klinischen Diagnostik wird die Herzfrequenzvariabilität (HRV) als Marker autonomer Funktionszustände in Zusammenhang mit verschiedenen Krankheitsbildern untersucht. Über die HRV unter körperlicher Belastung liegen bislang erst wenige Untersuchungsbefunde vor. Im Stufentest reduzieren bereits Beanspruchungen von 40 % der maximalen Leistungsfähigkeit die HRV-Parameter um 80-90 % im Vergleich zu Ruhebedingungen. Ziel dieser Studie war das Verhalten der HRV bei 30 min Dauerbelastungen unterschiedlicher Intensitäten auf dem Fahrradergometer in Relation zum maximalen steady-state Verhalten des Laktats zu beschreiben und eine mögliche Brauchbarkeit für die Trainingssteuerung zu überprüfen.

(Zwischen)Ergebnisse

Bei dem untersuchten Kollektiv (11 Probanden; Alter 24,9+/-5,2 Jahre; Größe 182+/-4,5 cm; Gewicht 82+/-14 kg; Pmax 264+/-44,5 Watt) lag das mittlere maximale Laktat-Steadystate (maxLass) bei 4,8 mmol l-1, das im Mittel bei der Belastung 206 (+/- 40) Watt erreicht wurde. Mit zunehmender relativer Belastungsintensität (% PmaxLass) nahm die Herzfrequenzvariabilität entsprechend der Parameter RRSD, sowie für SOL und SOQ bei geringen Intensitäten bis ca. 53 % PmaxLass signifikant ab. Darüber hinaus ansteigende Belastungen wurden nur noch mit einer verminderten Abnahme der Gesamtvariabilität (RRSD) und des Indikators für die eher langsamen Veränderungen der RR-Intervalllängen SOQ (0,1 Hz) beantwortet. Im Gegensatz zu SOQ und RRSD nahmen die durch SOL dokumentierten schnelleren Schwingungen (0,3 Hz) nach der Verminderung bei sehr geringen Belastungsintensitäten und einer Phase der Stagnation zwischen ca. 60 % und 95 % PmaxLass oberhalb der Leistung im maxLass wieder signifikant zu. Der Herzfrequenzanstieg (10.-30. Minute) verläuft mit zunehmender Intensität signifikant steiler und ist ab ca. 73 % PmaxLass größer als 10 Schläge zwischen der 10. und 30. Belastungsminute (>0,05 min-2). Im Vergleich zum HF-Anstieg unterliegt die Herzfrequenzvariabilität (RRSD) in der vorliegenden Untersuchung im Mittel einem weniger ausgeprägten zeitabhängigen Verhalten bei den verschiedenen Belastungsintensitäten, für das zudem eine größere interindividuelle Streuung zu erkennen ist. Tendenziell ist eine Verminderung von der 10. bis zur 30. Testminute zu erkennen, die bei geringen Belastungsintensitäten zwischen -0,04+/-0,19 ms min-1 (40 % PmaxLass) und -0,08+/-0,04 ms min-1 (60% PmaxLass) beträgt und bei weiterer Belastungserhöhung ein zunehmend geringeres Ausmaß annimmt. Unter Betrachtung der Parameter SOL und SOQ wird deutlich, dass das zeitabhängige Verhalten von RRSD vornehmlich durch den Einfluss von SOQ bestimmt wird. SOL hingegen zeichnet sich durch ein vergleichsweise stabiles Verhalten über die Belastungsdauer und alle Belastungsintensitäten aus. Für SOL ist eine schwach ausgeprägte Tendenz von einem zeitabhängigen Verminderung bei geringen Belastungsintensitäten zu einem positiven Anstiegsverhalten bei Intensitäten oberhalb von ca. 80 % PmaxLass zu erkennen. Insgesamt lässt jedoch die sehr große inter- und intra-individuelle Streuung auch für die differenzierenden HRV-Parameter SOL und SOQ nur auf einen eher zufälligen Einfluss der Belastungsintensität auf das Anstiegverhalten schliessen. Zudem konnte bei dem untersuchten Kollektiv kein gerichteter Zusammenhang der Ausdauerleistungsfähigkeit zwischen der Höhe der HRV sowie dem Anstiegsverhalten (10. - 30. Testminute) der HRV-Parameter erkannt werden. Über die Brauchbarkeit der HRV zur Trainingssteuerung liegen zum gegenwärtigen Auswertungsstand noch keine abschließenden Befunde vor.