Der plötzliche und unerwartete Tod aus natürlicher Ursache beim Sport, bei der Arbeit und bei der Sexualität

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Parzeller, Markus (Universität Frankfurt am Main / Klinikum und Fachbereich Medizin / Zentrum der Rechtsmedizin, Tel.: 06104 971991); Raschka, Christoph; Bratzke, Hansjürgen
Forschungseinrichtung:Universität Frankfurt am Main / Klinikum und Fachbereich Medizin / Zentrum der Rechtsmedizin
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:06/1998 -
Schlagworte:
Tod
Erfassungsnummer:PR019990106202

Zusammenfassung

Todesfälle im Sport treten häufig plötzlich und unerwartet auf. Sie treffen gerade die Angehörigen der Sportler wie der Blitz aus heiterem Himmel. Um Ursachen für den plötzlichen Tod zu analysieren, haben wir retrospektiv die natürlichen Todesfälle der Rechtsmedizin in Frankfurt untersucht. Gerade ein Obduktionsergebnis dokumentiert mehr noch als eine klinische Beschreibung die Ursache für das tödliche Geschehen. Untersuchungsmaterial dieser retrospektiven Mortalitätsstudie war also das Datenmaterial des Zentrums der Rechtsmedizin der Johann-Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main. In dem Beobachtungszeitraum von 21 Jahren von 1972 bis 1992 wurden fast 21000 Obduktionen durchgeführt. Bei 8121 Autopsien wurde eine natürliche Todesursache festgestellt, wobei der Anteil der Männer bei ca. zwei Dritteln (2/3) und der der Frauen bei ca. einem Drittel (1/3) der Fälle lag. Untersuchungsschwerpunkte waren die Todesfälle bei körperlicher Belastung insbesondere beim Sport, bei der Arbeit und bei sexueller Betätigung. Forschungsziele sind die Eruierung der pathologisch-anatomischen Todesursachen und des Todeshergangs, um aus dem Datenmaterial Präventionsstrategien zu entwickeln.

(Zwischen)Ergebnisse

Ein kausaler Zusammenhang zwischen einer sportlichen Betätigung und einem tödlichen Ereignis konnte bei 72 der obduzierte Todesfälle festgestellt werden. Diese entspricht einem Anteil von 0,34 % des Gesamtkollektivs der fast 21000 Obduktion bzw. 0,89 % der über 8000 natürlichen Todesfälle. Bei 56 Sportlern trat das tödliche Ereignis unmittelbar während der Sportausübung auf und bei weiteren 15 im unmittelbaren Anschluß an die sportliche Betätigung. Das Gros der verstorbenen Sportler war mit 95,8 % der Fälle männlich mit einem Durchschnittsalter der männlichen Sportler von um die 55 Jahre und um die 42 bei den Sportlerinnen. Die Todesfälle ereigneten sich in 20 Sportdisziplinen, wobei der Schwerpunkt bei Trainings- bzw. Freizeitssportaktivitäten lag. Bei der Rangfolge der betroffenen Sportarten dominiert die in Deutschland allerdings auch am häufigsten betriebene Sportart Fußball vor Schwimmen, Joggen, Radfahren, Tennis, Kegeln usw. Bei den Todesursachen der Sportler stehen der Myokardinfarkt bzw. die koronare Herzerkrankung eindeutig an der Spitze. Bei 24 Sportlern führte ein Reinfarkt zu dem tödlichen Ausgang der sportlichen Betätigung und bei weiteren 17 war der plötzliche Tod die Erstmanifestation eines Myokardinfarkts. Eine entzündliche Veränderung des Herzens in Form einer Myokarditis war nur in 3 Fällen ursächlich für den Tod des Athleten. Ein Zusammenhang zwischen beruflicher Betätigung und einem tödlichen Ereignis konnte bei 227 der obduzierten Todesfälle festgestellt werden. Dies entspricht einem Anteil von ca. 1 % des Gesamtkollektivs der fast 21000 Obduktionen bzw. 2,79 % der über 8000 natürlichen Todesfälle. Das Gros der Verstorbenen war mit 93,4 % der Fälle männlich mit einem Durchschnittsalter der Männer von 53 Jahren und um die 59 bei den Frauen. Auch hier zeigt sich, daß der Myokardinfarkt mit 106 Nennungen bzw. aufgrund der deutlichen Stenosierungen und Veränderungen der Herzkranzgefäße die koronare Herzerkrankung mit 60 Nennungen bei den Todesursachen eindeutig an der Spitze stehen. Lediglich ein Fall einer Myokarditis konnte in dem Untersuchungskollektiv eruiert werden. Eine Kardiomyopathie wurde als Todesursache sowohl bei der Arbeit als auch beim Sport nicht gefunden. Bei 39 Fällen trat der Tod während oder kurz nach sexueller Aktivität auf. Diese entspricht einem Anteil von ca. 0,18 % des Gesamtkollektivs der fast 21000 Obduktionen bzw. 0,48 % der über 8000 natürlichen Todesfälle. Bis auf zwei Frauen, einer 45-jährigen mit einer Myokarditis und einer 43-jährigen mit einer Subarachnoidalblutung als Todesursache, waren ausschließlich Männer (n = 37) betroffen. Der Altersdurchschnitt der Männer lag bei 61,3 Jahren. Auch bei der sexuellen Betätigung stehen der Myokardinfarkt bzw. die koronare Herzerkrankung eindeutig an der Spitze. Ein Myokardinfarkt war in 11 Fällen als Erstmanifestation und in 10 Fällen als Reinfarkt die Haupttodesursache. Hauptmanifestationsort des Myokardinfarkts war die Hinterwand in fast 60% der Fälle. Das Septum war in 25% betroffen und die Vorderwand in 17 %. Eine Herzbeuteltamponade bei Myomalazie führte bei drei der aufgeführten Infarkte und bei einem Aneurysma dissecans zum plötzlichen Herzversagen. Bei 12 der durchgeführten Obduktionen wurde ein akutes Herzversagen bei Koronarsklerose diagnostiziert. Eine entzündliche Veränderung des Herzens in Form einer Myokarditis war nur in 1 Fall ursächlich für den Tod.