Entwicklung und Erprobung eines Sprintkrafttrainingsgerätes

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Wiemann, Klaus (Universität Wuppertal / BE Sportwissenschaft und Allgemeiner Hochschulsport, Tel.: 0202 439-2094); Tidow, Günter
Forschungseinrichtung:Universität Wuppertal / BE Sportwissenschaft und Allgemeiner Hochschulsport
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070522/94)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1994 - 12/1994
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019950105059

Zusammenfassung

Vorausgegangene Projekte haben ergeben, daß in der Schwungphase und der Stützphase des Schrittzyklus beim vollen Sprintlauf die Gesäßmuskeln und Adduktoren (während der Schwungphase) und besonders die ischiocruralen Muskeln (während der Schwungphase und der Stützphase) supramaximale Aktivitätsgrade erreichen.
Demzufolge sollte ein Krafttraining, das die Wirkungsspezifität berücksichtigt, diese Muskeln in sprintlaufspezifischer Koordination beanspruchen. Im Laufe des Projektes wird ein Sprintkrafttrainingsgerät entwickelt, das es erlaubt, sowohl die Knie- und Hüftstreckmuskeln sowie die Hüftbeugemuskeln simultan in sprintlaufspezifischer Körperhaltung und Bein-Scherbewegung unter Einsatz PC-gestützter Simultaninformation zu trainieren. Weiterhin wird die Wirksamkeit des Trainings am Sprintkrafttrainingsgerät auf die Sprintleistung experimentell überprüft.

(Zwischen)Ergebnisse

Ein Prototyp des Sprintkraft-Trainingsgerätes wurde erstellt (Firma gym 80, Gelsenkirchen). Es besteht aus zwei spiegelbildlichen Hälften, wobei jede Hälfte neben Sitz und Unterarmstützen für das eine Bein (Zug-Stütz-Bein) eine Kniestreckmechanik und für das andere Bein (Schwungbein) eine Hüftbeugemechanik enthält. Die Trainingsbelastung wird mittels Exzenter und Paketgleitgewichten angepaßt. Goniometer an den Exzentern und DMS an den Kraftangriffspunkten erlauben Datenerhebung zur Bewegungsamplitude, zur MVC und zu den Kraft- und Schnellkraftverläufen während des Trainings. Der Trainierende bekommt per PC-Monitor Sofortinformationen über Soll- und Istgeschwindigkeit beim Querschnittstraining und über die Maximalgeschwindigkeit beim Schnellkrafttraining. Eine erste Trainingsstudie ( 2 x pro Woche; 4 Wochen Querschnittstraining, 4 Wochen Training der neuronalen Aktivierung, 4 Wochen Schnellkrafttraining) ergab eine signifikante Verbesserung von 1/10 s auf 30 m Sprintstrecke. Nachtrag aus BISp-Jahrbuch 1996: Die Sprintleistung scheint in gleichem Maße von der Kraft der Hüftstreck- und der Hüftbeugemuskeln determiniert zu werden. Insofern muß die scherende Bewegung beider Beine als Einheit gesehen werden. Die Sprintleistung hängt offensichtlich von der Vehemenz ab, mit der die Schere der beiden Beine zuerst geschlossen, dann wieder aufgespreizt wird. Dabei korreliert die Sprintgeschwindigkeit am stärksten mit derjenigen Kraft, die diese Scherbewegung zu Beginn der Flugphase, also jeweils zu Beginn der Hub- und Zugaktion, in Gang setzt. Da die Kraftquotienten keinen Optimaltrend zeigen, muß gefolgert werden, daß die Kraft beider Muskelgruppen als Prädiktoren der Sprintleistung einem Maximum zustreben sollten. Ein Krafttraining am SKTG führt generell zu einer Absenkung der 30-m-Sprintzeit (Gruppenexperiment) - insbesondere eine Kombination mit einem Krafttraining für die Knie- und Fußgelenkextensoren (Einzelfallstudie). Entgegen den Erwartungen lieferte nur ein Krafttraining nach der Querschnittsmethode eine signifikante Verbesserung der Sprintzeit. Dies könnte davon abhängen, daß sich in der Entwicklung der Sprintleistung nach 4-6 Wochen Training ein Plateau ausbildet, daß sich durch ein Schnellkrafttraining nicht oder nur schwer weiter absenken läßt. Das Training nach der Methode der neuronalen Aktivierung (NAM) hebt die durch die Querschnittsmethode gewonnenen Sprintleistungsverbesserungen wieder auf. Diese Leistungseinbuße ist nicht für das Training am SKTG spezifisch, da sie sich auch an nach konventioneller Methode (Sprungkrafttraining) trainierenden Gruppen beobachten läßt.