Muskuläre Dysbalancen im Rumpf - Teil II

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Hille, Ekkehard (Allgemeines Krankenhaus Barmbek Orthopädische Abteilung, Tel.: 040 63852014, 040/63852269, 040/63853575); Müller, Gerd
Mitarbeiter:Pietrek, Markus; Heinold, Mathias; Schröder, Jan; Stiller, Thomas; Kuhlmann, Gesine
Forschungseinrichtung:Allgemeines Krankenhaus Barmbek Orthopädische Abteilung
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 080503/96)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1991 - 12/1996
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019950104804

Zusammenfassung

a) Forschungsdefizit für Forschungshypothesen: In der Sportmedizin spielen unphysiologische Bewegungsabläufe und muskuläre Imbalancen eine wichtige Rolle sowohl in Bezug auf sportliche Leistungsfortschritte als auch in Bezug auf das Auftreten von Verletzungen und Schäden des Bewegungsapparates. Dies gilt insbesondere für die Rumpf-Muskulatur (= RM) mit ihrer stabilisierenden Funktion für den gesamten Körper, zumal chronischer Kreuzschmerz eine der häufigsten Beschwerden bei Leistungssportlern ist. Jedoch ist bisher nur sehr wenig über die spezifische Funktion der RM bei Leistungssportlern bekannt.
b) Forschungsziele: Anhand klinischer, maschineller und sportmotorischer, im Training anwendbarer Tests sollen bei Leistungssportlern erkannt werden:
1.) Funktionsmuster der RM bei unterschiedlichen Sportarten in Bezug auf Kraft, Schnellkraft, Koordination, Ausdauer und Leistung sowie spezifische Schwächen bzw. Dysbalancen der RM einzelner Sportler.
2. Zusammenhänge zwischen RM-Status und sportlicher Leistungsfähigkeit bzw. -fortschritt.
3. Unterschiede im Funktionsmuster zwischen Erwachsenen und jugendlichen Leistungssportlern.
4. Zusammenhänge zwischen RM-Status und muskulären Verkürzungen bzw. Auftreten von chronischen Kreuzschmerzen.
c) Praxisbezug:
1. Trainingsempfehlungen zum RM-Training in Bezug auf
a) Sportartspezifisches Muster sowie
b) individuelle Schwächen / Dysbalancen
2. Entwicklung sportmotorischer Tests und Übungen, welche den Trainer (im täglichen Training) individuelle Schwächen des RM sowohl erkennen als auch beüben lassen.

(Zwischen)Ergebnisse

1.) Anhand der isoinertialen RM-Testmaschine Isostation B-200 (Isotechnologisches, Hillsborough, NC, USA) lassen sich (ausreichend valide und reliabell) sowohl spezifische Funktionsmuster der RM bei unterschiedlichen Sportarten (Skullen, Feldhockey, Tennis, Volleyball, Schwimmen) als auch spezifische Schwächen einzelner Leistungssportler sehr gut zu erkennen, z.B.: a) beträgt das Verhältnis von Rumpfextenions-(Rückenstrecker) zu Rumpfflexionskraft (Bauchmuskulatur) bei deutschen Spitzenruderern (Skullen) im Mittel 1.05, wohingegen dieser Quotient bei den anderen Leistungssportlern (insb. Hockey, Tennis, Schwimmen) zur Extension hin verschoben ist, in der Normbevölkerung besteht je nach Testverfahren ein Extensions-Flexions-Quotient von 1.2 bis 2.0; b) besteht bei asymmetrischen Sportarten (Hockey, Tennis, Volleyball) ein Überwiegen der Rumpflateralflexoren der nicht dominanten bzw. präferenten Seite gegenüber der dominanten bzw. präverenten Seite um den durchschnittlichen Faktor 1.09, wohingegen bei symmetrischen Sportarten (Rudern (Skullen), Schwimmen) nur ein Überwiegen der dominanten / präferenten Seite um den Faktor 1.03 festzustellen ist. 2.) Ebenso lassen sich "bessere" von "schlechteren" Leistungssportlern in Bezug auf Kraft (z. B. haben "bessere" Spitzenskuller im Gegensatz zu "schlechteren" ein Überwiegen der Bauchmuskelkraft gegenüber der Extensionskraft), Schnellkraft, Koordination und Ausdauer-/Ermüdungsverhalten (z. B. bei "besseren" Sportlern gesichtete Ermüdungen, d. h. langsames Übernehmen durch Ersatzmuskulatur mit kontinuierlich sich verändernden Bewegungsmustern, hingegen bei "schlechteren" Sportlern ungesichtetes Ermüdungsverhalten mit ausgeprägterem Koordinationsverlust) sowie Leistung gut diskriminieren. 3. Es besteht ein eindeutiger Unterschied zwischen den Funktionsmustern der RM bei erwachsenen und bei jugendlichen Leistungssportlern gleicher Sportart, jedoch ist bei Jugendlichen eine deutlich höhere Schwankungsbreite vorhanden. 4.) Wir konnten bisher keine Korrelation zwischen dem Status der RM, dem Vorhandensein muskulärer Verkürzungen und dem Auftreten chronischer Kreuzschmerzen nachweisen.