Zusammenhang Explosivkraft- und H-Reflex-Potenzierung

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Schmidtbleicher, Dietmar (Universität Frankfurt am Main / Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften / Institut für Sportwissenschaften / Arbeitsbereich Bewegungswissenschaften, Tel.: 069 79824524)
Mitarbeiter:Güllich, Arne
Forschungseinrichtung:Universität Frankfurt am Main / Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften / Institut für Sportwissenschaften / Arbeitsbereich Bewegungswissenschaften
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070519/95)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1995 - 12/1995
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019950104782

Zusammenfassung

Aus vorangegangenen Untersuchungen ging hervor, daß Schnellkraftleistungen der oberen und unteren Extremität im unmittelbaren Anschluß an wenige MVCs mehrheitlich für einige Minuten erhöht verbleiben. Als möglicher Erklärungsansatz für diesen Effekt sind die Mechanismen der posttetanischen Potenzierung in Betracht zu ziehen. Es sollte geprüft werden, ob durch MVCs neuronale Potenzierungseffekte hervorgerufen sind und inwieweit die Schnellkraftleistung mit diesen gemeinsam variieren.

(Zwischen)Ergebnisse

Die H-Reflex-Amplitude des M. Triceps surae verblieb nach 5 maximalen willkürlichen Kontraktionen über mehrere Minuten über Kontrollniveau. Ebenso war nach gleichem Treatment die isometrisch gemessene Explosivkraft der Plantarflexion höher als vorher. Der Verlauf der Explosivkraft korrelierte mit dem des H-Reflexes mit r = .90 (M. Gastrocnemius) bzw. r = .75 (M. Soleus). Nachtrag aus BISp-Jahrbuch 1996: Maximale willkürliche Kontraktionen gegen unüberwindliche Widerstände mit besonderer Betonung des Kraftanstiegs bewirken eine kurzfristige Verbesserung des Anstiegs der Kraft-Zeit-Kurve (somit der Explosivkraft) und können in erster Linie auf eine posttetanische Potenzierung (PTP) der Erregung der Alpha-Motoneuronen zurückgeführt werden. Diese PTP kann als ein physiologischer Mechanismus interpretiert werden, der die Aktivierungsreserven des neuromuskulären Systems nützt. Die Unterschiede im Potenzierungsverhalten der beiden abgeleiteten Beinextensoren machen deutlich, daß die Größe der Potenzierung offensichtlich im Zusammenhang der Organisation des Muskels hinsichtlich größerer oder kleinerer - also schnellerer oder langsamerer - motorischer Einheiten organisiert ist. Das Resultat steht in klarer Übereinstimmung mit Tierexperimenten. Auch da zeigt sich, daß die Potenzierbarkeit mit der Größe der motorischen Einheiten positiv korreliert. Neben der Bedeutung dieses Wissens für die Aufwärmarbeit im Wettkampf und Training läßt sich aus den Resultaten auch schließen, daß im speziellen Schnellkrafttraining eine höhere Effizienz zu erwarten ist, wenn dem technikorientierten Schnellkrafttraining Einheiten mit maximalen Willkürkontraktionen vorangestellt werden. Die erhöhte Kontraktilität läßt die Ausbildung "schnellerer" Bewegungsmuster erwarten.