Strategien der Leistungssteigerung bei Schülern in Niedersachsen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Melchinger, Heiner (Universität Hannover / Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung, Tel.: 0511 16030); Nolting, Silke; Wiegmann, Christiane
Forschungseinrichtung:Universität Hannover / Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:10/1993 - 04/1994
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019940104433

Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund von Berichten über den Gebrauch von Doping-Mitteln im Spitzensport stellte sich die Frage, inwieweit Doping auch im Breitensport ein Problem darstellt. Die Ergebnisse einer vom Institut in Niedersachsen durchgeführten Vorstudie (Interviews mit Sportlehrern, Trainern, Vereins- und Verbandsfunktionären, Sportmedizinern) führten zu dem Schluß, daß der Konsum von Dopingmitteln in Niedersachsen weder im Breiten- noch im Schulsport ein epidemiologisch relevantes Problem darstellt. Deutlich wurde jedoch, daß in dem Spektrum der Verhaltensgewohnheiten von Schülern mit dem Ziel der individuellen Leistungssteigerung Methoden Anwendung finden, die unter gesundheitlichem Aspekt als bedenklich gelten.
Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Studie stellte die Identifizierung von Methoden und Strategien zur Leistungssteigerung von Schülern dar - nicht allein im Sport, sondern in einem breiten Feld von Anwendungsmöglichkeiten. In Interwiews mit Schülern im Alter zwischen 16 und 18 Jahren sollten die Anwendung stoffgebundener Strategien (Konsum von Psychopharmaka, Analgetika, Hormonen etc.) oder Formen spezifischer Ernährung erfragt werden, wie auch nicht-stoffgebundene Strategien (z.B. Trainingstechniken mit zu hohen Belastungsintensitäten, dosiertes Leistungstraining, ungenügendes Auskurieren von Sportverletzungen, Entspannungstechniken o.ä.). Darüber hinaus galt es, die latente Bereitschaft von Jugendlichen abzuschätzen, sich "unphysiologisch" zu verhalten, um Leistungen zu steigern.

(Zwischen)Ergebnisse

Nach den Angaben der befragten Schüler spielen stoffgebundene Methoden zu Steigerung der schulischen Leistungsfähigkeit nur eine marginale Rolle. Lediglich knapp ein Fünftel der befragten Schüler hat Strategien zur Effektivierung des Lernens bzw. zur Leistungssteigerung erlernt und wendet diese auch an. Die Befragungsergebnisse zeigten, daß bei Jugendlichen durchaus ein Bedarf besteht, das Thema Leistungssteigerung und Streßbewältigung verstärkt in der Schule sowohl theoretisch als auch praktisch zu behandeln. Mehr als die Hälfte der befragten Schüler geht davon aus, daß Doping im Breiten- und Freizeitsport keine Rolle spielt. 56 % der befragten Jugendlichen haben eigene Erfahrung mit Produkten, die unter dem Begriff Sportlernahrung auf dem Markt sind. Die Wirkung dieser Produkte wird von den Befragten übereinstimmend als minimal eingeschätzt. Im Konsum von Dopingmitteln haben die Schüler der Stichprobe keine Erfahrungen. 93 % der Befragten lehnen die Manipulation von körperlicher Leistungsfähigkeit durch die Einnahme von Dopingmitteln ab und sprechen sich dezidiert für eine Beibehaltung des Doping-Verbots aus. Die latente Bereitschaft der Jugendlichen zum Doping ist als gering einzustufen. Trotz dieser Tabuisierung des Dopings würde sich ein Viertel der Schüler im hypothetischen Fall einer Sportverletzung "unphysiologisch" verhalten (z.B. Einnahme von Analgetika, Injektion von Kortison o.ä.), wenn dadurch das Erzielen einer bestimmten sportlichen Leistung beispielsweise bei einer Wettkampfteilnahme erreicht werden könnte. Die Ergebnisse der Studie, die sich als Pilotstudie versteht, erhebt nicht den Anspruch auf Repräsentativität für alle Schüler der genannten Altergruppe. Schlußfolgerungen müssen durch weitere Studien mit anderen Stichproben überprüft werden.