„Neuere Theorien und Methoden in der Sportgeschichte“ (Sporthistorische Werkstatt für den wissenschaftlichen Nachwuchs)

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Lempa, Oliver; Beholz, Guido
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:6 (1999), 1 (Drittmittelforschung & -förderung), S. 44-46
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201011009093
Quelle:BISp

Abstract

Der in Verbindung mit der dvs-Sektion „Sportgeschichte“ am 6.-8.10.1998 in Göttingen ausgerichtete Workshop „Neuere Theorien und Methoden in der Sportgeschichte“ richtete sich in erster Linie an junge Sporthistoriker/innen. Ca. 25 Nachwuchswissenschaftler/innen stellten ihre .größtenteils sporthistorischen Qualifikationsarbeiten (zumeist Dissertationen aber auch Examens- und Auftragsarbeiten) vor. Am ersten referierte Alfred G. Frei über die „Alltagsgeschichte – eine Perspektive für die Sportgeschichte?“. Frei vertrat die Ansicht; dass „die Geschichtsschreibung die Alltagsgeschichte weitgehend ignorierte“, sich mittlerweile „als neue Sozialgeschichte etabliert hat“. Als Beispiel führte er die 54er-Fußballweitmeister am Tag nach der Rückkehr aus der Schweiz an. Dieses Ereignis schildert er explizit in seinem Buch „Finale Grande – Die Geschichte der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz“. Die meisten Diskutanten waren abschließend jedoch der Meinung, dass es sich bei dieser Mikro-Geschichte – entgegen der Meinung Freis – schlicht um eine Festtagsgeschichte handelt. Ähnlich kontrovers wurde auch der Vortrag von Christiane Eisenberg diskutiert. Eisenberg betrachtet den modernen Sport in der neueren Sportgeschichte „als Kultur und als Gegenstand der Kulturgeschichte“. Dabei sei der Sport ein besonders fruchtbares Forschungsfeld, da er „eines der frühesten Phänomene der modernen Massenkultur ist“. Ob der Sport tatsächlich in den Zuständigkeitsbereich der Kulturgeschichte fällt, konnte in einem abschließendem Meinungsaustausch in keiner Weise einheilig geklärt werden. Am zweiten Tag der dvs-Nachwuchsveranstaltung präsentierten Christian Wacker sein Habilitationsprojekt „Die Wiederentdeckung antiker Agonistik“, Michael Thomas sein Forschungsprojekt „Gesellschaftsgeschichte der Gymnastik und des Turnens in Anhalt vom Andien-Regime bis zur bürgerlichen Gesellschaft (1776-1880)“, Klaus Reinartz eine Unterrichtsreihe in einem Grundkurs Geschichte mit dem Titel „‚Der neue Mensch’ – Theorie und Praxis der Körperkulturbewegung im Kaiserreich und der Weimarer Republik“. Doris Zimmermann erörterte ihre Vorüberlegungen für die von ihr zu erstellende Vereinsgeschichte des TSV Dagersheim. Die Brasilianerin Marcia De Franceschi Neto präsentierte ihr Dissertationsvorhaben „The Brazilian Participation at the International Olympic Movement – 1894/1935“ in englischer Sprache. Peter Ester berichtete über seine Arbeit über „Die Rolle des Militärs in der Geschichte der modernen Olympischen Bewegung“. Harald Oelrich stellte sein Dissertationsprojekt „Völkerversöhnung – Völkerringen? Sport im außenpolitischen Konfliktfeld der Zeitgeschichte am Beispiel der deutsch-italienischen Sportbeziehungen von 1919 bis 1945“ vor, gefolgt von Antje Fenner mit ihrem Dissertationsvorhaben über „Die Frauenleichtathletik in Deutschland“. In einem Doppefreferat berichteten Oliver Lempa und Guido Beheiz über die laufenden Arbeiten des vom BISp in Hannover geförderten Forschungsprojekts „Der Sport im Spannungsfeld der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen der beiden deutschen Staaten in den 60er und 70er Jahren“. Mit Aspekten der DDR-(Sport-)Forschung beschäftigte sich auch Lorenz Völker in seiner Examensarbeit „Planung und Leitung des DDR-Leistungssports im Bezirk Halle (1980-1984) – eine Fallstudie“. Über einen anderen Themenschwerpunkt referierte Harald Rehberg. Er setzt sich in seiner Examensarbeit mit dem „(Sport-)Stück“ von Elfriede Jelinek auseinander. Dort geht es um „Ein Beispiel für die Auseinandersetzung mit dem modernen Sport in der heutigen Literatur“. Anschließend thematisierte Wiebke Lamprecht Teile ihrer Arbeit über die „Sportgeschichte der Stadt Paderborn von 1945 bis heute“. Abschließend referierte Arnd Krüger über „neuere Tendenzen in der anglo-amerikanischen Sportgeschiche“ und zeigte damit deutlich die Grenzen zur deutschen Sportgeschichte auf. Aufgrund der subventionierten deutschen Sportgeschichte haben die deutschen Historiker Krüger zufolge verlernt, Bücher zu schreiben, die auch gelesen würden. Dies zeige sich auch in den geringen Abonnements sportgeschichtlicher (Fach-) Zeitschriften, die fast nur für deutsche Sporthistoriker oder für entsprechende Institutionen interessant seien. Die internationale Sportgeschichte hingegen müsse sich auf dem freien Markt verkaufen. Krügers Appell an die (Sport-)Historikerzunft lautete daher: „Wir müssen wieder lernen, Geschichte zu erzählen“. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)