„Interdisziplinäre Theoriebildung in der Sportwissenschaft zwischen wissenschaftstheoretischen Postulaten und Forschungspraxis“. Nachwuchsveranstaltung in Kooperation mit der dvs-Kommission „Wissenschaftlicher Nachwuchs“ anlässlich des 60. Geburtstags von Klaus Willimczik in Bielefeld vom 27. bis 29. April 2000

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Memmert, Daniel; Rebel, Mirjam; Schipke, Daniela
Gefeierte Person:Willimczik, Klaus
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:7 (2000), 2 (Sportwissenschaft international), S. 35-37
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Dokumententyp: Festschrift
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201009006616
Quelle:BISp

Abstract

Anlässlich seines 60. Geburtstags hatte Prof. Dr. Dr. Klaus Willimczik den sportwissenschaftlichen Nachwuchs und drei „Väter des Nachwuchses“ eingeladen, um über interdisziplinäre Theoriebildung im Bereich der Sportwissenschaft zu diskutieren und zu „philosophieren“. Mehr als 25 Nachwuchswissenschaftler/innen und Prof. Dr. Jörn Munzert, Prof. Dr. Klaus Roth sowie Prof. Dr. Wolfgang Schlicht folgten der Einladung nach Bielefeld. Der erste Tag war von einer lebhaften Diskussion des von Willimczik erarbeiteten Grundlagentextes „Davidsbündler“ geprägt. In diesem Text werden neben dem Problemgegenstand „Theoriebildung in der Sportwissenschaft“ mit dem Konzept der Forschungsprogramme von Theo Herrmann Möglichkeiten aufgezeigt, wie man über Wege der Theoriebildung zu Modellen und Theorien in der Sportwissenschaft kommen kann. In der Diskussion wurden Fragen zur Interdisziplinarität, Multidisziplinarität und Transdisziplinarität aufgeworfen. Recht unterschiedlich beurteilt wurde nicht nur die Bedeutung der Interdisziplinarität, sondern auch die Definition und die Vorgehensweise eines interdisziplinären Arbeitens. Am nächsten Tag erläuterte Schlicht zunächst die Beziehungen und Abgrenzungsmöglichkeiten zwischen Grundlagen- und anwendungsorientierter bzw. technologischer Forschung, die sich über eine Zuordnung der jeweils relevanten Wissensformen (nomologisches Wissen, nomopragmatisches Wissen, technologische Regeln) sowie die Kriterien, an denen die Forschungserträge gemessen werden (Wahrheitsfindung, Wirksamkeit), definieren lassen. Für die in der sportwissenschaftlichen Gesundheitsforschung häufig gewählten technologischen Programme wurden dann die Schritte des Forschungsprozesses – Deskription, Erklärung, Begründung – näher erläutert. Kritisch angemerkt wurde, dass sportwissenschaftliche Forschungsvorhaben häufig bei der Erklärung ansetzen, ohne den Gegenstand vorher eingehend beschrieben zu haben. Danach fragte Roth nach möglichen Problemgegenständen für die Theoriebildung bzw. für Forschungsprojekte eines interdisziplinär ausgerichteten Techniktrainings. Dazu stellte er ein Systematisierungsraster vor, dass mögliche Problemgegenstände auf einer vertikalen (Allgemeinheitsgrad des Problems) und horizontalen (z. B. verschiedene Bewegungen und Zielgruppen) Dimension einordnet. Zudem wurde der Zusammenhang bzw. ein möglicher „Trade-off“ zwischen Allgemeinheitsgrad, Komplexität und Praxisbezug diskutiert. Roth forderte, dass vermehrt Praktiker bei der „Zündung“ des Forschungsvorhabens mitwirken sollten. Anknüpfend an die Systematisierung des Problemgegenstandes zeigte er verschiedene Wege der Theoriebildung auf, die zum einen eine vertikale (z. B. Analogiebildung) und zum anderen eine horizontale (z. B. Alltagstheorien) Integration auf der Problemebene berücksichtigen. Munzert referierte über handlungstheoretische Ansätze in der Psychologie. Sie sind in Bezug auf die Theoriebildung in besonderer Weise durch einen integrativen Charakter gekennzeichnet. Es wurden drei Ebenen des Umgangs mit dem Handlungsbegriff beschrieben und schließlich exemplarisch die Grundlagen des Modells der hierarchisch-sequentiellen Handlungsorganisation von Walter Volpert erläutert. Als kognitionspsychologisches Modell, das in einen handlungstheoretischen Rahmen integriert werden könnte, wurde abschließend das Prinzip des „Common-Coding“ von Wolfgang Prinz dargestellt. Die Einbindung einzelner Nachwuchswissenschaftler in die Beiträge der Hauptreferenten in Form der Vorstellung eigener interdisziplinärer Arbeiten und die Nicht-Begrenzung der Redezeit und Nicht-Unterbindung von Diskussionsbeiträgen führte zwangsweise dazu, dass weitere Probleme einiger „Nachwüchsler“ in drei zusätzlich eingerichteten Arbeitskreisen nur kurz andiskutiert werden konnten. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)