Nationaler Bildungsbericht – Bildung in Deutschland 2022 und Stellungnahme der Bundesregierung : BT-Drucksache 20/4980

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht:Berlin 2022
Herausgeber:Deutschland / Deutscher Bundestag ; Deutschland / Bundesministerium für Bildung und Forschung
Format: Internetquelle (Fachinfoführer Sport)
Medienart: Elektronische Ressource (online)
Dokumententyp: Amtliche Publikation
Dateiformat:pdf
Organisationstyp:Amtliche Körperschaften und Organisationen
Umfang:434 S.
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:WE020230100016
Quelle:BISp

Einleitung

Die Bundesregierung dankt den Autorinnen und Autoren für die Vorlage des Berichts „Bildung in Deutschland 2022“, der am 23. Juni 2022 veröffentlicht wurde. Der Bildungsbericht wird von Bund und Ländern auf Grundlage der Gemeinschaftsaufgabe des Artikels 91b Absatz 2 des Grundgesetzes (GG) erstellt. Aufgrund des Beschlusses des Deutschen Bundestages (Bundestagsdrucksache 16/5415) ist die Bundesregierung aufgefordert, dem Deutschen Bundestag alle zwei Jahre einen nationalen Bildungsbericht vorzulegen. Die Vorlage erfolgt gemäß weiterer Beschlüsse des Deutschen Bundestags. Der unabhängige Expertenbericht bietet eine indikatorengestützte Darstellung wesentlicher Entwicklungslinien, Leistungen und Aufgaben des Bildungswesens in Deutschland. Neben einzelnen Kapiteln zu bildungsbezogenen Grundinformationen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie einem Kapitel zu einem wechselnden Schwerpunktthema liefert der Bericht Erkenntnisse zu frühkindlicher Bildung; Betreuung und Erziehung; allgemeinbildenden Schulen und non-formalen Lernwelten im Schulalter; beruflicher Ausbildung; Hochschule sowie Weiterbildung und Lernen im Erwachsenenalter. Der Bildungsbericht 2022 beinhaltet erstmals ein eigenständiges Kapitel mit bereichsübergreifenden Analysen von Bildungswegen und -verläufen. Das Thema des diesjährigen Schwerpunktkapitels lautet „Bildungspersonal: Struktur, Entwicklung, Qualität und Professionalisierung“. Der Bericht „Bildung in Deutschland 2022“ bestätigt weitgehend die Befunde früherer Bildungsberichterstattungen und dokumentiert positive Entwicklungen. Bei der Entwicklung des Bildungsstands der Gesamtbevölkerung zeichnet sich ein grundsätzlich positiver Trend ab. In den letzten zehn Jahren ist der Anteil von Menschen, die über einen höheren Bildungsabschluss verfügen, um fünf Prozentpunkte auf 26 Prozent gestiegen. Der Ausbau der Kindertagesbetreuung wurde fortgesetzt. Zwischen 2006 und 2021 sind rund 9.400 zusätzliche Kitas entstanden. Seit 2010 wurden die Bildungsausgaben kontinuierlich gesteigert. Öffentliche Mittel wurden verstärkt für die Digitalisierung von Bildungseinrichtungen eingesetzt. Auch die Teilnahme an Weiterbildungen bleibt unverändert hoch, ohne dass sich Hinweise auf eine Verschärfung der sozialen Selektivität abzeichnen. Der Bildungsbericht hat in den vergangenen Jahren aber auch wiederholt auf andauernde Herausforderungen aufmerksam gemacht. Dazu zählen vor allem die anhaltend hohe soziale Ungleichheit bei den Bildungschancen ebenso wie leicht steigende Geburtenraten, wachsende gesellschaftliche Heterogenität und die Umsetzung von Inklusion in allen Bildungsbereichen. Zudem zeichnen sich neue Herausforderungen ab, die sich aus den Folgen der Corona-Pandemie oder der Unterstützung und Integration der aus der Ukraine geflüchteten Menschen ergeben. Im Kontext dieser Krisen identifiziert der Bildungsbericht drei zentrale Herausforderungen: die Zusammenarbeit und Verbindlichkeit aller Akteure im Bildungsbereich, die Digitalisierung sowie die Personalgewinnung und Qualifizierung. Pandemiebedingt ist deutlich geworden, dass die Digitalisierung der schulischen und außerschulischen Lernwelten eine große Herausforderung bleibt. Durch unzureichende Ausgangslagen für digital gestützte Lernprozesse hat die familiale Unterstützung erheblich an Bedeutung gewonnen. Unterschiedliche häusliche Lernsituationen haben Schülerinnen und Schüler aus sozial schwächeren Elternhäusern die notwendigen Lernfortschritte erschwert. Für bildungsbenachteiligte Schülerinnen und Schüler sind der Ausbau und die Bereitstellung von IT-Infrastruktur, Lernplattformen und Endgeräten daher besonders wichtig. Das übergreifende Kapitel „Trends und Problemlagen“ steht in diesem Jahr ganz im Lichte der Corona-Pandemie, da deren Auswirkung die Entwicklung des Bildungswesens in den letzten zwei Jahren maßgeblich geprägt hat. Je nach Bildungsbereich hat es unterschiedliche Folgen von pandemiebedingten Einschränkungen im Bildungsangebot gegeben. Als besonders einschneidend wird im Bildungsbericht die Schließung von Einrichtungen im Elementar- und Primarbereich sowie die damit einhergehende Verlagerung pädagogischer Betreuungs- und Unterstützungsaufgaben in den privaten Raum erachtet. Der Wegfall von Bildungseinrichtungen als ein bedeutsamer Sozialraum für Lernende hat zu teilweise gravierenden psychosozialen Folgen geführt. Auch bei Studierenden gibt es Hinweise auf ein erhöhtes Maß an psychischer Belastung. Im Bildungsbericht 2022 konnten noch keine empirisch gestützten Aussagen zu den vor dem Hintergrund der Zuwanderung infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine entstandenen Herausforderungen für die Akteurinnen und Akteure im Bildungssystem getroffen werden. Dennoch nimmt der Bildungsbericht durchgängig Bezug auf die Folgen dieses Kriegs. Für die Geflüchteten aus der Ukraine sind laut Bildungsbericht nicht nur Angebote in der Kindertagesbetreuung und in den Schulen, sondern auch im Tertiärbereich notwendig, um durch Bildungsbeteiligung die Integration zu fördern und den Aufbau von Fachkräften zu erhöhen. Die Autorinnen und Autoren mahnen an, die Bildungsbedarfe sowie die Altersstruktur der aus der Ukraine nach Deutschland Flüchtenden eng im Blick zu behalten, um zügig Maßnahmen zur Integration ins deutsche Bildungssystem schaffen zu können.