Wenn der Wildbach wild wird : Die Kunsteisbahn-Katastrophe am Königssee/Berchtesgadener Alpen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Bochter, Reinhard
Erschienen in:Geographie heute : Themen, Modelle, Materialien für die Unterrichtspraxis der Sekundarstufe
Veröffentlicht:2023, 362, S. o.A., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:0721-8400
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU202402001114
Quelle:BISp

Abstract

Ein Wildbach fasziniert durch Natürlichkeit und die Kraft des rauschenden Wassers. Doch Starkregen im Hochgebirge macht die Idylle schnell zum Inferno. Die Lernenden erarbeiten, welch dramatische Folgen die Missachtung von Georisiken haben kann und erkennen die praktische Bedeutung der Geographie. Am 17. Juli 2021 wurden bei einem Unwetter weite Bereiche der weltbekannten Kunsteisbahn Königssee in den Berchtesgadener Alpen, im Südosten Bayerns gelegen, zerstört . Nachdem es schon mehrere Tage zuvor anhaltend geregnet hatte, steigerte sich der Niederschlag für einige Stunden extrem: 60 Millimeter Niederschlag pro Stunde sind an einer Messstelle registriert worden. Dieser extreme Starkregen löste an den sehr steilen Talflanken eines schon Hochwasser führenden Wildbachs mindestens eine Mure aus, wahrscheinlich kombiniert mit einer Stein- und Blocklawine. Die Massen stauten sich an Querbauten im Startbereich der Kunsteisbahn. Dadurch wurde das überschießende Hochwasser mit Geröll- und Geschiebemassen auf weitere Gebäude und dann in die Betonschale der Bahn gelenkt, in der die Flut ihren Lauf bis ans Bahnende am Ufer des Königssees nahm. Die massiven Einwirkungen führten zu einem Schaden von über 50 Millionen Euro. Um die Kunsteisbahn am Königssee olympiatauglich zu machen, wurde sie 2010 unter hohem Zeitdruck renoviert und direkt in die Schlucht eines Wildbachs verlängert. Anstatt dem Wildbach Platz einzuräumen, wurde der Grund der Schlucht zusätzlich mit den Startgebäuden verbaut. Dabei war längst bekannt und genau dokumentiert, dass es im Einzugsgebiet des Wildbachs Klingerbach gewaltige Georisiken gibt: Felssturz, Steinschlag und – für die Katastrophe entscheidend – bei Starkregen auf die labilen Lockermassen an den steilen Talhängen enorme Massenbewegungen (Muren, Stein- und Blocklawinen). Diese reißen auch Böden und Vegetation mit sich und leiten sie in den Klingerbach.