Abstract des BISp

Die Presse berichtete im Wien der Zwischenkriegszeit aufgrund von politischer Beeinflussung aus sehr verschiedenen Perspektiven über jüdische Vereine und Sportfunktionäre. In den deutschnationalen, den bürgerlichen und auch den sozialdemokratischen Publikationen war ein antisemitischer Grundton vorherrschend. Verf. untersucht in diesem Beitrag die Sichtweise zionistischer Medien und der sogenannten „jüdischen Sportpresse“, um den Umgang mit Funktionären, der „jüdischen Differenz“ und auftretenden Konflikten darzustellen. Dafür wird zunächst die Entwicklung der Sportpresse in den 1920er- und den 1930er-Jahre beschrieben. Zwischen 1919 und 1927 fungierte die Wiener Morgenzeitung als einzige jüdische Tageszeitung im deutschen Raum, welche jedoch aufgrund von Papierknappheit und der Inflation 1927 eingestellt wurde. Danach wurden weitere jüdische Zeitungen gegründet und eine Auswahl davon hat auch regelmäßig über Sport berichtet. Insgesamt schlugen sich die gesellschaftspolitischen Konflikte auch in den Zeitungen nieder. Verf. erörtert anhand diverser Sportfunktionäre die Diskussionen, welche sich zunächst um die Organisation und die Verwaltung des Sports drehten, sich dann aber auf die Berichterstattung und Gerichtsprozesse zwischen Journalisten und Funktionäre ausweiteten. Verf. thematisiert zudem die Wahrnehmung von Ariern, Konvertiten und assimilierten Juden aus der zionistischen Perspektive. Zudem werden die Konflikte mit den Sozialdemokraten, mit den linken Zionisten, innerhalb der Wiener Morgenzeitung sowie in Bezug auf den SC Hakoah genauer beleuchtet. (Hollstein)