Training als Verflechtungsgeschehen : Ergebnisse einer praxeografischen Untersuchung von Trainingspraktiken

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Bibliographische Detailangaben
Englischer übersetzter Titel:Training as a complex entwinement of various events : results of a praxeographic study of training practices
Autor:Michaeler, Matthias; Alkemeyer, Thomas
Erschienen in:German journal of exercise and sport research
Veröffentlicht:48 (2018), 3, S. 395-403, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:2509-3150, 2509-3142
DOI:10.1007/s12662-018-0498-z
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201810007361
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Der Beitrag basiert auf einer praxeografischen Beobachtung des Trainings eines Volleyballteams. Vorgeschlagen wird eine Reflexion des Trainings als einer Praxis, in der mehr Wissen zum Einsatz kommt, als den Praktikerinnen bewusst ist. Es wird in dieser Sicht deutlich, dass Mitspielkompetenzen über eine wechselseitige Befähigung der Teilnehmerinnen erarbeitet werden. Kompetenzen sind damit konstitutiv relational zu verstehen und nicht in isolierten Individuen zuzuordnen. Ihre Ausbildung erfolgt in sozio-materiellen Arrangements systematisch aufeinander aufbauender Übungen, in denen durch verschiedene, kaum reflektierte Techniken des Zugriffs auf bereits angelegte Mitspiel-Dispositionen Spielstrukturen und notwendige Mitspielkompetenzen fokussiert und eingeübt werden. In diesen Arrangements setzen sich die Spielerinnen mit den Dringlichkeiten und Möglichkeiten des Zusammenspielens auseinander und bilden durch Erfahrung einen verkörperten, vorbewussten Spielsinn aus, der es ihnen ermöglicht, sich als Team selbst noch unter hohem Zeitdruck quasi-intuitiv auf ein nur bedingt vorherseh- und planbares Spielgeschehen einzustellen. Dennoch wird das Trainingsgeschehen auf der Ebene sprachlicher Artikulation und Bewusstwerdung immer wieder über methodologisch individualistische (handlungstheoretische) oder holistische (strukturalistische) Grundannahmen rationalisiert, so dass das in der Trainingspraxis mobilisierte implizite Wissen weitgehend unreflektiert bleibt und in der reflexiven Bearbeitung auf explizierbare Bestandteile enggeführt wird.

Abstract des Autors

The contribution is based on praxeographic observations of volleyball team’s training processes. We suggest to reflect on the training processes as practices in which more knowledge is used than the practitioners themselves are aware of. It becomes clear in this perspective that the competencies to participate are developed by the participants mutually enabling each other to do so. Competencies are therefore to be understood as constitutively relational and cannot be ascribed to isolated individuals. Their training takes place in socio-material arrangements of successively complex exercises in which the structures characteristic of the game and the respective competencies are addressed and practiced in various, barely reflected techniques calling on dispositions generated before. In these arrangements, the players learn to deal with the urgency and possibilities of interaction. Through experience, they develop an embodied, preconscious sense for the game which enables them to adjust to complex gameplay as a team even under enormous time pressure. At the level of linguistic articulation and awareness, however, training is often rationalized by methodologically individualistic (action-theoretical) or holistic (structuralist) assumptions so that the implicit knowledge mobilized in the training practice remains largely unreflected and is instead reduced to explicit components in the respective reflective training procedures.