Sportwetten : Regulierung auf dem Prüfstand

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Nolte, Martin; Werth, Marilena
Erschienen in:Impulse
Veröffentlicht:23 (2018), 1, S. 14-19
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:2192-3531
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201810007067
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Geld auf ein Sportereignis zu setzen, kann Spaß machen. Es ermöglicht einen zusätzlichen Kick, denn es geht dann bei einem Sportwettkampf nicht mehr nur ums Zuschauen und Mitfreuen, sondern ums wirkliche Gewinnen und Verlieren. Spätestens beim Verlieren kann Wetten aber gefährlich werden. Spielsucht, Geldverlust und Betrug sind Begriffe, die immer wieder in Verbindung mit Wetten auftauchen. Aber nicht nur für Glücksspieler bergen Sportwetten Gefahren. Auch der Sport selbst kann darunter leiden. Nämlich dann, wenn Sportereignisse für bessere Wettquoten manipuliert werden. Der Fußball-Wettskandal um den deutschen Bundesligaschiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005 hat das Ausmaß bewusst gemacht, das Manipulationen solcher Spielausgänge annehmen können. Manipulationen gefährden die Integrität des sportlichen Wettbewerbs und stellen damit die Grundlage für die Anerkennung des Sports in Politik und Gesellschaft in Frage. Das Institut für Sportrecht der Deutschen Sporthochschule Köln beschäftigt sich mit dem Thema Manipulation von Sportereignissen. Im Bereich der Sportwetten ist dieses Feld aus der Perspektive des Sportrechts besonders interessant, weil Glücksspiel allgemein in Deutschland durch den Glücksspielstaatsvertrag von 2012 sehr stark reguliert wird. Der Glücksspielstaatsvertrag hat zudem auch den Schutz der Integrität des sportlichen Wettbewerbs zum Ziel. Um die derzeitige Regulierung des Glücksspiels aus wissenschaftlicher Perspektive beurteilen zu können führte das Institut für Sportrecht in Zusammenarbeit mit Prof. Justus Haucap von der Universität Düsseldorf und Prof. Heino Stöver von der University of Applied Sciences in Frankfurt eine faktenbasierte Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags durch. Das Ergebnis der Evaluation zeigt, dass durch den in Deutschland bislang gewählten Ansatz zur (Über-)Regulierung des Glücksspiels durch Monopole, selektive Marktöffnung, Restriktionen und Totalverbote vieler Spielformen der Glücksspielstaatsvertrag seine selbstgesetzten Ziele und auch das neue Ziel des Integritätsschutzes sportlicher Wettbewerbe nicht erreichen kann. Die gewählten Maßnahmen sind teilweise inkohärent und ungeeignet. Im EU-Vergleich zeigt sich, dass eine sinnhafte Regulierung gelingen kann. Andere Länder konnten beispielsweise durch eine kontrollierte Marktöffnung nach qualitativen Kriterien schon jetzt ein höheres Schutz- und Kontrollniveau erreichen. Als Schlussfolgerung der Studie und als Empfehlung für die politischen Entscheidungsträger ist letztlich Folgendes zu bedenken: Eine funktionierende Öffnung des Glücksspielmarktes für private Anbieter könnte es dem Staat ermöglichen, das Marktgeschehen besser zu überblicken und schutzbedürftige Verbraucher konsequenter zu überwachen. Außerdem würde sie eine bessere Datengrundlage schaffen, die die künftige Regulierung weiterentwickeln kann. Auch die Digitalisierung des Glücksspiels ist hierfür ein wichtiger Faktor, denn ein Online-Wettangebot bietet nicht nur Risiken, sondern auch Chancen für die bessere Kontrolle. Die Grundlage für eine erfolgreiche Regulierung und für das künftige Erreichen aller Ziele bildet die umfassende Kanalisierung des natürlichen Spieltriebs der Bevölkerung in kontrollierte und überwachte Bahnen. Dies gilt für das klassische Glücksspiel am Automaten, aber auch für den Bereich der Sportwetten. (Schiffer unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)