Sport und soziale Medien : eine multimethodische Betrachtung des Zusammenhangs zwischen medialen und sportlichen Freizeitaktivitäten und der Bedeutung des sportbezogenen Handelns in sozialen Netzwerken für das Sporttreiben und sportive Identität(en) in der Adoleszenz

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Braumüller, Birgit
Gutachter:Hartmann-Tews, Ilse; Burrmann, Ulrike
Veröffentlicht:Köln: 2017, 174 S., Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Soziologie und Genderforschung
Hochschulschriftenvermerk:Köln, Dt. Sporthochsch., Diss., 2017 (kumulativ)
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Graue Literatur Hochschulschrift Dissertation
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201805003062
Quelle:BISp

Abstract des Autors

In postmodernen Gesellschaften führt der Prozess der Mediatisierung zu einem „Wandel von Alltag, Kultur und Gesellschaft im Kontext des Wandels von Medien“, der die Bedingungen des Aufwachsens maßgeblich prägt (Krotz, 2017, S. 24). Soziale Medien sind zu zentralen Bestandteilen adoleszenter Lebenswelten avanciert, prägen das juvenile Zusammenleben und die Freizeit-gestaltung von Heranwachsenden. Aus einer kulturpessimistischen Perspektive wird die Zunahme medialer Aktivitäten und virtueller Realitäten als Gegenpol zu körperlicher Betätigung und sozialer Einbindung skizziert. Zugleich sind in sozialen Medien jedoch vielfältige Formen sportiver Inszenierungen, Fitnessprogramme, Trainingspläne und sportbezogene Diskussionsforen vor-handen, die ein sportives Leben propagieren. Diese Ambivalenz wirft die übergeordnete Frage auf, welchen Einfluss das Aufwachsen in „mediatisierten sozialen Welten“ (Krotz, 2017, S. 35) und die zunehmenden Aktivitäten in sozialen Medien auf das Sporttreiben von Heranwachsenden haben. Vor dem theoretischen Hintergrund der Mediatisierung (Krotz, 2017; Hepp, 2013) und des interaktionalen Sozialisationsmodells nach Hurrelmann (2012, 2002) arbeitet die vorliegende Arbeit in drei empirischen Studien folgende Forschungsfragen auf: (1) Welche Faktoren wirken auf den Umfang der Sportaktivität und der Internetnutzung von Jugendlichen und wie beeinflussen sich beiden Freizeitaktivitäten gegenseitig? (2) Welchen Einfluss üben soziale, personale und mediale Ressourcen auf die Sozialisation in vereinsorganisierte und informelle Sportsettings bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus? (3) Welche Bedeutung hat das sportbezogene Handeln in sozialen Netzwerken für die Sportaktivitäten und die Entwicklung sportiver Identität(en) von jungen Erwachsenen? Für eine adäquate Bearbeitung dieser Forschungsfragen werden zwei quantitative, regressionsanalytische Studien (1 & 2) sowie eine qualitative Interviewstudie (3) im Rahmen dieses kumulativen Promotionsprojekts durchgeführt. Die empirischen Befunde vertiefen das Verständnis adoleszenter Lebenswelten und eröffnen neue Erkenntnisse zum komplexen Zusammenspiel von sportlichem und medialem Handeln in der Adoleszenz. Es werden sowohl bewegungsfördernde Potentiale sozialer Medien als auch ein kleines mediensenkendes Potential des Sports identifiziert. Mädchen und junge Frauen lassen sich in ihrer sportiven Freizeitgestaltung stärker von sozialen Medien beeinflussen und ziehen eher positive Anregungen für ihre sportlichen Aktivitäten aus dem virtuellen Handeln. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen müssen die kulturpessimistische Perspektive und die negative Konnotation sozialer Medien von einer ressourcen- und potentialorientierten Perspektive auf die adoleszente Social Media Nutzung abgelöst werden. Ferner lassen sich praktische Implikationen ableiten, die primär eine Stärkung der Social Media Präsenz von Vereinen und Verbänden sowie die Etablierung verlässlicher Informations- und Unterstützungsangebote nahe legen.
Die Arbeit umfasst die drei folgenden Publikationen der empirischen Studien zum Zusammenhang und der Bedeutung sozialer Medien für das Sporttreiben von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
1. Publikation: Braumüller, B. & Hartmann-Tews, I. (2017). Jugendliche als mediatisierte Stubenhocker? Eine Analyse der Zusammenhänge zwischen sportlichem und medialem Handeln von Jugendlichen aus Geschlechterperspektive. Diskus Kindheits- und Jugendforschung. 12 (1), 49-70
2. Publikation: Braumüller, B. (2016). Hockey im Club oder Skaten im Park? eine Sekundäranalyse der MediKuS-Studie zur Sozialisation in vereinsorganiserte und informelle Sportsettings in Abhängigkeit von sozialen, personalen und medialen Ressourcen in der Adoleszenz. Sport und Gesellschaft 13 (3), 215-249
3. Publikation: Braumüller, B. (2018). Sportbezogenes Handeln in virtuellen sozialen Netzwerken. Bedeutung und Relevanz für das Sporttreiben und die sportive Identität junger Erwachsener. German Journal of Exercise and Sport Research. 48 (1) 79–88. DOI: 10.1007/s12662-017-0466-z.

Abstract des Autors

Ongoing mediatization processes lead to changes in daily life, culture and society in postmodern civilizations that shape new conditions for growing up (Krotz, 2017). Social media has evolved into an integral part of the youth, which impacts the social life and leisure patterns of adolescents. The increase of social media related activities and the focus on virtual realities are often outlined as an opposite pole to exercise, sport and social embedding. But at the same time social media offers an abundance of sport-related self-presentations, fitness programs, training plans and discussion forums that promote sporty and healthy lifestyles. These contrasting perspectives raise the questions to what extent growing up in mediatized social worlds influence the sport activities of adolescents and if social media holds conducive or obstructive potentials for sport participation. Referring to the theory of mediatization (Krotz, 2017, 2008; Hepp, 2013) and the interactional concept of socialization by Hurrelmann (2012, 2002), this work focuses on three related research questions: (1) Which aspects influence the amount of time adolescents spend in using the internet and doing sport and how do these two leisure activities affect each other? (2) Which social, personal and medial resources determine socialization processes into club-based or informal sport settings of adolescents and young grown-ups? (3) In which ways does sport-related behaviour in virtual social networks affect the sport activities and the development of sporty identities of young grown-ups? Different methodical approaches were carried out in order to get comprehensive and sophisticated insights: two quantitative secondary data analyses using linear and binary regression models were complemented with a qualitative interview survey.
To sum up, it can be said that the empirical studies provide a deeper understanding of adolescent environments as well as differentiated insights into the complex interplay of sport- and media-related leisure activities of adolescents and young grown-ups in Germany. Results indicate positive effects of media activities on sport as well as a small potential of sport to reduce the internet use of adolescents. Girls and young women are more likely to gain positive impulses for their sport activities by using social media, e.g. by gaining knowledge and motivation or by getting information and contacts. According to the empirical findings the cultural pessimistic thesis that social media activities displace sport activities (Zuzanek, 2016) as well as the negative connotation on social media should be replaced by new approaches that emphasis beneficial potentials of social media on sport. Furthermore the studies suggest practical implications, e.g. improving social media presences of sport clubs and sport associations or establishing high quality platforms for sport- and training-related information and support.