Situation und Entwicklung ausgewählter Sportarten in Deutschland: Situation und Entwicklung der Pferdesportvereine und Pferdebetriebe 2015

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Breuer, Christoph; Feiler, Svenja; Dallmeyer, Sören
Erschienen in:Sportentwicklungsbericht 2015/2016. Bd. 2: Weiterführende Strukturanalysen
Veröffentlicht:Hellenthal: Sportverl. Strauß (Verlag), 2017, S. 207-271; Lit.-Verz.: S. 537-541, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201708006604
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Der Sportentwicklungsbericht Pferdesport hat zum Ziel, die Entscheidungsträger im organisierten Pferdesport zeitnah mit politikfeld- und managementrelevanten Informationen zu versorgen. An der bundesweiten Online-Befragung 2015 haben sich n=1.176 Pferdesportvereine und n=598 Pferdebetriebe beteiligt. Neben den üblichen Kernbereichen wurde in der diesjährigen Befragung mit dem Turniersport ein zusätzliches Untersuchungsfeld mit aufgenommen. Für die deutschen Pferdesportvereine und -betriebe stehen bei ihren Zielsetzungen Gemeinwohlorientierung und Qualitätssicherung an erster Stelle. Auffällig ist der geringe Unterschied zwischen den Zielen von Vereinen und Betrieben. So ist es beiden wichtig, Werte wie z.B. Fair Play und Toleranz zu vermitteln, auf die Qualität des Sportangebotes und auf die Qualifizierung der Ausbilder zu achten und neue Mitglieder bzw. Kunden zu gewinnen. Darüber hinaus leisten die Pferdesportvereine und -betriebe in Deutschland einen erheblichen Beitrag zum Gemeinwohl. Ohne sie wäre eine adäquate Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Pferdesport kaum möglich. Dies gilt in besonderer Weise für jene Bevölkerungsgruppen, die vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in Deutschland steigende Relevanz erlangen. So haben 51,8% der Pferdesportvereine Kleinkinder bis 6 Jahre unter ihren Mitgliedern, 94,2% der Vereine haben Kinder und Jugendliche sowie 82,5% der Vereine Senioren. Zusätzlich besitzt der organisierte Pferdesport auch eine wichtige Gemeinwohlfunktion abseits ihres Kernangebots. So wurden in 2014 ca. 13.230 kulturelle, regionale oder kommunale Anlässe von rund 5.000 Pferdesportvereinen aktiv unterstützt. Bei der Nutzung der Sportanlageninfrastruktur zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Vereinen und Betrieben. Während nur 39,1% der Vereine über vereinseigne Anlagen verfügen, sind es bei den Betrieben 89,6%. Auch beim Sanierungsbedarf der eigenen Anlagen zeigen sich Differenzen. Mehr als die Hälfte der Vereine (56,1%) verfügt über sanierungsbedürftige Anlagen, wohingegen es bei den Betrieben nicht einmal ein Drittel ist (30%). Allerdings lässt sich konstatieren, dass mehr als zwei Drittel der Vereine und Betriebe diese Problematik scheinbar erkannt haben und infolgedessen Modernisierungen oder Erweiterungen an eigenen Anlagen in den nächsten zwei Jahren geplant haben. Grundlage einer qualifizierten Ausbildung von Reitern sowie Neueinsteigern ist unter anderem die Bereitstellung adäquater Schulpferde bzw. Schulponys durch den organisierten Pferdesport. Bundesweit stellen knapp 4.000 Vereine und rund 2.700 Betriebe Schulpferde und Schulponys zur Verfügung. Aufgrund der hohen Nachfrage gibt es in rund 2.600 Pferdesportvereinen und fast 1.400 Pferdebetrieben Wartezeiten für Pferdesportinteressierte. Beide Werte sind im Vergleich zum letzten Erhebungszeitpunkt vor zwei Jahren deutlich gestiegen. Bezüglich der Preise für eine Reitstunde bzw. eine Voltigierstunde lässt sich beobachten, dass die Preise der Betriebe im Mittel etwas über denen der Vereine liegen. Sowohl bei den Vereinen als auch bei den Betrieben ist der Preis für eine Reitstunde für alle Altersgruppen im Vergleich zum Jahre 2013 signifikant angestiegen. Ein Blick auf den leistungsorientierten Pferdesport zeigt, dass gut zwei Drittel der Vereine regelmäßig turniersportliche Veranstaltungen durchführen. Bei den Pferdebetrieben ist hier nur knapp ein Drittel engagiert. Die am häufigsten genannten Gründe, warum Vereine keine Turniere ausrichten, sind andere Schwerpunkte, zu hohe Kosten, mangelnde Infrastruktur oder nicht genügend freiwillige Helfer. Bei allen bemerkenswerten Leistungen des organisierten Pferdesports darf jedoch nicht übersehen werden, dass die aktuelle Situation nicht völlig problemfrei ist. Pferdesportvereine und -betriebe haben insbesondere Probleme im Hinblick auf die Auswirkungen der Pferdesteuer. Darüber hinaus besitzen Vereine vor allem Probleme bei der Gewinnung von Sponsoren für turniersportliche Veranstaltungen und der Bindung/Gewinnung von ehrenamtlichen Funktionsträgern. Die Hauptprobleme der Pferdebetriebe liegen neben der Pferdesteuer in den folgenden Bereichen: Arbeitsaufwand durch die Anzahl an Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften und mangelnde Perspektive für die Geländeerweiterung. Die Pferdesportvereine in Deutschland stufen insbesondere Unterstützungsleistungen der Landespferdesportverbände in den Bereichen Zuschüsse für turniersportliche Veranstaltungen/Trainer sowie Jugendarbeit und der Förderung ehrenamtlicher Arbeit als sehr wichtig ein. Die deutschen Pferdesportbetriebe schätzen insbesondere die Unterstützungsleistungen der Landespferdesportverbände in den Bereichen Aus- und Fortbildung der Ausbilder, Information und Beratung in Sachen Rech/Versicherungen, Pferdehaltung/Tierschutz, Sport und Natur/Reitwege und Finanzen/Steuern als sehr wichtig ein.