Sportvereine in den Bundesländern: Sportvereine in Sachsen-Anhalt

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Breuer, Christoph; Feiler, Svenja
Erschienen in:Sportentwicklungsbericht 2015/2016. Bd. 1: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland
Veröffentlicht:Hellenthal: Sportverl. Strauß (Verlag), 2017, S. 683-713; Lit.-Verz.: S. 804-813, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201708006595
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die Sportvereine in Sachsen-Anhalt erweisen sich nach wie vor als anpassungsfähige Stabilitätselemente in einer sich schneller wandelnden Gesellschaft. Immerhin 23% der Vereine engagieren sich in besonderer Weise für Flüchtlinge. Weiterhin ermöglicht ein Drittel der Vereine Menschen mit Behinderungen Sport und über die Hälfte der Vereine engagiert sich mittlerweile in besonderer Weise für die Prävention sexualisierter Gewalt im Verein. Gleichzeitig bleibt die gemeinwohlorientierte Grundausrichtung der Sportvereine stabil: Sie bekennen sich weiterhin in hohem Maße zu Wertevermittlung, einem preisgünstigen Sportangebot sowie gleichberechtigter Partizipation. Zudem legen sie besonderen Wert auf Gemeinschaft und Geselligkeit. Mindestens 4% der Vereine in Sachsen-Anhalt sind überdies als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Der Anteil an Vereinen, die sich in besonderer Weise im Gesundheitsbereich engagieren, pendelt sich bei rund 26% ein. Auffallend ist jedoch, dass die Gesundheitssportangebote insgesamt einen rückläufigen Trend verzeichnen. Dieser Rückgang bestätigt die Ergebnisse der Vereinsphilosophie zum Engagement im Bereich Gesundheitssport und entspricht dem Bundestrend. Die finanzielle Situation der Sportvereine in Sachsen-Anhalt ist stabil. Finanzielle Probleme werden von den Vereinen sogar geringer eingeschätzt als noch vor zwei Jahren. Über die Hälfte der Vereine sieht in der Finanzsituation kein oder lediglich ein kleines Problem. Durchschnittlich empfinden die Vereine in Sachsen-Anhalt die finanzielle Situation jedoch als problematischer als Vereine im gesamtdeutschen Schnitt. Auch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns stellt für die Vereine offenbar kein durchgehend großes Problem dar, bereitet aber immerhin knapp jedem zehnten Verein größere Probleme. Dass die Sportvereine in Sachsen-Anhalt über das eigentliche Sportangebot hinausreichende Integrationsleistungen schaffen, zeigt sich darin, dass 65% der Mitglieder im Jahr 2014 an geselligen Veranstaltungen ihres Vereins teilgenommen haben. Auch bei der Bindung und Gewinnung von Ehrenamtlichen setzen die Vereine in Sachsen-Anhalt maßgeblich auf die Organisation von geselligen Veranstaltungen, Gemeinschaftsabenden und Feiern, um das „Wir-Gefühl“ zu stärken. Die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement stellt die Vereine in Sachsen-Anhalt weiterhin vor Herausforderungen. Zwar liegen keine signifikanten Veränderungen der Anzahl an Engagierten in formalen Positionen auf der Vorstands- oder Ausführungsebene (z.B. Schiedsrichter, Übungsleiter) vor, doch hat sich das wahrgenommene Problem, ehrenamtliche Funktionsträger zu gewinnen bzw. zu binden, seit 2013 weiter verschärft. Über 40% der Vereine in Sachsen-Anhalt schätzen dieses Problem als groß oder sogar sehr groß ein. Im Hinblick auf Verfügbarkeit, Zustand oder Eignung von Sportanlagen zeigt sich, dass der Zustand der Sportanlagen von den Vereinen in Sachsen-Anhalt zunehmend als existenzielles Problem wahrgenommen wird. Bei der Diskussion der Sportstättenprobleme ist zu berücksichtigen, dass Sporthallen erst im Laufe der Erhebung sowie danach verstärkt als Flüchtlingsunterkünfte genutzt wurden und diese besondere Problematik nur teilweise erfasst werden konnte. Zum Zeitpunkt der Erhebung (17.09.-08.12.2015) gaben 1,3% der Vereine an, von ihnen genutzte Sportanlagen seien in den vergangenen zwei Jahren als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Trotz der bedeutenden Gemeinwohlleistungen der Sportvereine sollte folgenden Befunden Aufmerksamkeit geschenkt werden: 13% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie sich für die Prävention sexualisierter Gewalt engagieren. Weiterhin stimmen 7% der Vereine der Aussage gar nicht zu, dass sie sich stark in der Jugendarbeit engagieren. Immerhin 4% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie Familien Sport ermöglichen und familienfreundlich sein wollen und 3% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie Menschen mit Migrationshintergrund Sport ermöglichen wollen. Insgesamt ist zu prüfen, ob diese Befunde auf eine Konzentration der entsprechenden Vereine auf ihre Kernaufgaben schließen lassen, ob die Strategie- und Kommunikationsarbeit der Verbände diese Vereine nicht erreicht oder ob andere Gründe für die Ablehnung vorliegen.