Sportvereine in den Bundesländern: Sportvereine in Nordrhein-Westfalen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Breuer, Christoph; Feiler, Svenja
Erschienen in:Sportentwicklungsbericht 2015/2016. Bd. 1: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland
Veröffentlicht:Hellenthal: Sportverl. Strauß (Verlag), 2017, S. 562-591; Lit.-Verz.: S. 804-813, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201708006591
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die Sportvereine in Nordrhein-Westfalen (NRW) erweisen sich nach wie vor als anpassungsfähige Stabilitätselemente in einer sich schneller wandelnden Gesellschaft. So zeigen die neuesten Befunde des Sportentwicklungsberichts, dass Sportvereine mit dem demographischen Wandel immer besser zurechtkommen. Immerhin 30% der Vereine engagieren sich in besonderer Weise für Flüchtlinge. 39% der Vereine ermöglichen Menschen mit Behinderungen Sport und 52% der Vereine engagieren sich mittlerweile in besonderer Weise für die Prävention sexualisierter Gewalt im Verein. Gleichzeitig bleibt die gemeinwohlorientierte Grundausrichtung der Sportvereine stabil: Sie bekennen sich weiterhin in hohem Maße zur Wertevermittlung, einem preisgünstigen Sportangebot sowie gleichberechtigter Partizipation der Geschlechter. Zudem streben sie eine möglichst ehrenamtliche Vereinsführung an. Mehr als 12% der Sportvereine in NRW sind überdies als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Der Anteil der nordrhein-westfälischen Vereine, die sich in besonderer Weise im Gesundheitsbereich engagieren, pendelt sich bei knapp 26% ein. Auffallend ist jedoch, dass die Gesundheitssportangebote insgesamt einen rückläufigen Trend verzeichnen. Dieser Rückgang bestätigt die Ergebnisse der Vereinsphilosophie zum Engagement im Bereich Gesundheitssport und entspricht dem Bundestrend. Die finanzielle Situation stellt für den Großteil der Sportvereine in Nordrhein-Westfalen (69%) kein oder lediglich ein sehr kleines Problem dar. Allerdings ist der Anteil an Vereinen mit einer mindestens ausgeglichenen Einnahmen-Ausgaben-Rechnung im Vergleich zum Jahr 2012 leicht rückläufig. Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns bereitet immerhin 5% der Vereine größere Probleme. Im Hinblick auf Verfügbarkeit, Zustand oder Eignung von Sportanlagen zeigt sich keine Problemverschärfung, jedoch auch keine Verbesserung der Situation. Auffällig ist dennoch, dass diese Probleme von den Sportvereinen in NRW als größer eingestuft und empfunden werden, als dies im Bundesschnitt der Fall ist. Bei der Diskussion der Sportstättenprobleme ist zu berücksichtigen, dass Sporthallen erst im Laufe der Erhebung sowie danach verstärkt als Flüchtlingsunterkünfte genutzt wurden und diese besondere Problematik nur teilweise erfasst werden konnte. Zum Zeitpunkt der Erhebung (17.09.-08.12.2015) gaben 7,6% der Vereine in NRW an, von ihnen genutzte Sportanlagen seien in den vergangenen zwei Jahren als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Hauptproblem der Sportvereine in NRW bleibt aber ganz klar die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement. Zwar liegen keine signifikanten Veränderungen der Anzahl an Engagierten in formalen Positionen auf der Vorstands- oder Ausführungsebene (z.B. Schiedsrichter, Übungsleiter) vor, jedoch fühlt sich seit 2013 eine steigende Anzahl an Vereinen durch das Problem der Bindung bzw. Gewinnung von ehrenamtlichen Funktionsträgern in ihrer Existenz bedroht. Zudem ist die Anzahl freiwilliger Helfer in den Vereinen leicht rückläufig. Trotz der bedeutenden Gemeinwohlleistungen der Sportvereine sollte folgenden Befunden Aufmerksamkeit geschenkt werden: 14% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie sich für die Prävention sexualisierter Gewalt engagieren. Weiterhin stimmen 11% der Vereine der Aussage gar nicht zu, dass sie sich stark in der Jugendarbeit engagieren. Immerhin 5% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie Familien Sport ermöglichen und familienfreundlich sein wollen und 4% der Vereine stimmen gar nicht zu, sich für die gleichberechtigte Partizipation von Mädchen/Frauen und Jungen/Männern zu engagieren. Lediglich 2% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie Menschen mit Migrationshintergrund Sport ermöglichen möchten. Insgesamt ist zu prüfen, ob diese Befunde auf eine Konzentration der entsprechenden Vereine auf ihre Kernaufgaben schließen lassen, ob die Strategie- und Kommunikationsarbeit der Verbände diese Vereine nicht erreicht oder ob andere Gründe für die Ablehnung vorliegen.