Sportvereine in den Bundesländern: Sportvereine in Niedersachsen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Breuer, Christoph; Feiler, Svenja
Erschienen in:Sportentwicklungsbericht 2015/2016. Bd. 1: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland
Veröffentlicht:Hellenthal: Sportverl. Strauß (Verlag), 2017, S. 531-561; Lit.-Verz.: S. 804-813, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201708006590
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Die Sportvereine in Niedersachsen erweisen sich nach wie vor als anpassungsfähige Stabilitätselemente in einer sich schneller wandelnden Gesellschaft. So zeigen die neusten Befunde des Sportentwicklungsberichts, dass sich immerhin 29% der niedersächsischen Vereine in besonderer Weise für Flüchtlinge engagieren. Zudem ermöglichen 37% der Vereine Menschen mit Behinderungen Sport und 51% der Vereine engagieren sich mittlerweile in besonderer Weise die Prävention sexualisierter Gewalt im Verein. Gleichzeitig bleibt die gemeinwohlorientierte Grundausrichtung der Sportvereine stabil: Sie bekennen sich weiterhin in hohem Maße zur Wertevermittlung, einem preisgünstigen Sportangebot, der Qualifizierung ihrer Übungsleiter und Trainer sowie gleichberechtigter Partizipation der Geschlechter. Zudem legen sie maßgeblichen Wert auf eine ehrenamtlich organisierte Vereinsführung. Mindestens 6,4% der Vereine bzw. Vereine insgesamt sind überdies als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt Der Anteil an Vereinen, die sich in besonderer Weise im Gesundheitsbereich
engagieren, pendelt sich bei knapp 30% ein. Auffallend ist jedoch, dass die Gesundheitssportangebote insgesamt einen rückläufigen Trend verzeichnen. Dieser Rückgang bestätigt die Ergebnisse der Vereinsphilosophie zum Engagement im Bereich Gesundheitssport und entspricht dem Bundestrend. Die finanzielle Situation der Sportvereine in Niedersachsen ist stabil. Die Wahrnehmung der Finanzsituation als Problem des Vereins ist im Durchschnitt sogar signifikant gesunken. Gut 70% der Vereine sehen hier kein oder nur ein sehr kleines Problem. Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns bereitet aber immerhin 6% der Vereine größere Probleme. Die Probleme hinsichtlich der zeitlichen Verfügbarkeit, des Zustands und der Eignung von Sportanlagen für die angebotenen Sportarten scheinen in Niedersachsen nicht gravierend zu sein. Sie liegen zumindest unter dem bundesdeutschen Gesamtschnitt. Obwohl im Vergleich zum vorherigen Erhebungszeitraum vor zwei Jahren signifikant mehr Vereine das Problem der Sportstätteneignung für die angeboten Sportarten als existenziell ansehen, schätzen lediglich 7% der Vereine hierin ein größeres Problem. Bei der Diskussion der Sportstättenprobleme ist jedoch zu berücksichtigen, dass Sporthallen erst im Laufe der Erhebung sowie danach verstärkt als Flüchtlingsunterkünfte genutzt wurden und diese besondere Problematik nur teilweise erfasst werden konnte. Zum Zeitpunkt der Erhebung (17.09.-08.12.2015) gaben 2,3% der Vereine in Niedersachsen an, von ihnen genutzte Sportanlagen seien in der vergangenen zwei Jahren als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Hauptproblem der Sportvereine bleibt ganz klar die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement. Zwar liegen keine signifikanten Veränderungen der Anzahl an Engagierten in formalen Positionen auf der Vorstands- oder Ausführungsebene (z.B. Schiedsrichter, Übungsleiter) vor, doch stellt das größte wahrgenommene Problem nach wie vor die Bindung und Gewinnung von ehrenamtlichen Funktionsträger dar. Jeder zweite Verein in Niedersachsen empfindet das Problem der Bindung und Gewinnung von ehrenamtlichen Funktionsträgern als groß oder sogar sehr groß. Trotz der bedeutenden Gemeinwohlleistungen der Sportvereine sollte folgende Befunden Aufmerksamkeit geschenkt werden: 11% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie sich für die Prävention sexualisierter Gewalt engagieren. Weiterhin stimmen 6% der Vereine der Aussage gar nicht zu, dass sie sich stark in der Jugendarbeit engagieren. Immerhin 3% der Vereine stimmen der Aussage gar nicht zu, dass sie Familien Sport ermöglichen und familienfreundlich sein wollen sowie älteren Personen das Sporttreiben ermöglichen möchten. Weiterhin stimmen 2% der Vereine der Aussage gar nicht zu, dass sie sich für die gleichberechtigte Partizipation von Mädchen/Frauen und Jungen/Männern engagieren und Menschen mit Migrationshintergrund Sport ermöglichen wollen. Insgesamt ist zu prüfen, ob diese Befunde auf eine Konzentration der entsprechenden Vereine auf ihre Kernaufgaben schließen lassen, ob die Strategie- und Kommunikationsarbeit der Verbände diese Vereine nicht erreicht oder ob andere Gründe für die Ablehnung vorliegen.